Samuel Holmer berichtet von der aej MV in Plön. (Foto: © GJW)

WunderPlön

- Samuel Holmer berichtet von der aej-Mitgliederversammlung

Als beschlossen wurde, dass ich für das GJW als Delegierter auf die aej-Mitgliederversammlung (aej-MV) nach Plön fahren darf, konnte ich mir darunter gar nichts vorstellen. Nichtsahnend habe ich mich für die Versammlung angemeldet. Schon bei der Anmeldebestätigung war ich dann überrascht, dass sich neben dem üblichen „Wie-komme-ich-hin-und-was-muss-ich-mitbringen-Zettel“ auch noch ein aej-Jahresbericht, einige komplizierte Texte und verschiedene Anträge mit in dem Umschlag befanden. Das kannte ich von Versammlungen wie der GJW-Bundeskonferenz (BUKO) gar nicht.


In Plön angekommen, musste ich feststellen, dass der Altersdurchschnitt der aej etwa doppelt so hoch ist wie der bei einer GJW-BUKO, die Organisation dafür deutlich professioneller. Im ersten Plenum war ich von der Politikhaftigkeit so überrascht, dass es mir schwer fiel, den vielen TOPs inhaltlich zu folgen. Dass man den Jahresbericht von vorn bis hinten gelesen und die Anträge schon vorher zu Hause durchgearbeitet hatte, wurde vorausgesetzt und ich bekam bald das Gefühl, dass die aej-MV von der politischen Relevanz wohl eine andere Hausnummer als die GJW-BUKO sein muss.


So sehr mich das viele Gerede am ersten Abend auch erschöpft hat, mein Ehrgeiz, den Debatten am zweiten Tag inhaltlich besser folgen zu können, wurde dadurch gleichermaßen geweckt. – Immerhin war ich ja Besitzer einer Stimmkarte und die wollte ich aus Überzeugung und nicht aus Langeweile heben.


Die Diskussionen im Plenum waren auf Dauer etwas zäh und ich war erleichtert, dass wir auch in Tagungsausschüssen gearbeitet haben. Das sind kleinere Gruppen von Delegierten, die intensiv über einzelne Anträge debattieren und beraten und ihre Ergebnisse dann wieder ins Plenum einbringen. In unserem Tagungsausschuss war z. B. eine heiß diskutierte Frage, ob sich die aej einem Bündnis anschließen soll, das sich dafür einsetzt, den wohlhabenderen Menschen in Deutschland Geld „abzunehmen“, um sozialschwache Menschen zu unterstützen. (Anmerkung der Redaktion: Der Komplexität des Themas und der Diskussion in der Kürze gerecht zu werden ist nicht möglich. Daher hier der bearbeitete Antrag zum Nachlesen.)


Mit jeder Sitzung wurde mir klarer, dass die aej mit ihren vielen chic angezogenen Delegierten, so fern sie praktischer Jugendarbeit auch zu sein scheint, die beste und vielleicht auch einzige Möglichkeit der evangelischen Jugend in Deutschland ist, sich politisch Gehör zu verschaffen. Deshalb ist es auch gut, dass die Anträge gründlich durchdacht, unter den Mitgliedern abgestimmt und präzise formuliert sind.


Alles in Allem war die Mitgliederversammlung nach den ersten Überraschungen eine sehr lehrreiche und interessante Zeit, die mir die politische Seite von Jugendarbeit zum ersten Mal wirklich bewusst gemacht hat.

Samuel Holmer
BFDler in der GJW Bundesgeschäftsstelle