Trüffelschwein

Eigentlich ist es ja vermessen, zu behaupten, dass dieses Buch „Gottes Wort“ sei. Aber wir halten daran fest, weil wir glauben, dass diese Buchstaben Leben atmen, wenn wir sie teilen, darin graben, diese Worte bewegen, in unseren Herzen und im Gespräch miteinander. Es ist ein Buch, das Mühe macht, weil es seine Wahrheit erst entfaltet, wo Menschen ihr eigenes Leben zwischen seine Zeilen schreiben. 

Ihr trefft euch zum Trüffelschwein persönlich oder online. Wir schlagen euch für jede Episode einen Ablauf vor, von dem ihr natürlich abweichen könnt, wenn etwas anderes besser zu euch passt. 

Ihr lest den Bibeltext gemeinsam und teilt eure Gedanken und Fragen an den Text, bevor ein „Trüffelschwein“ (= jemand, der sich schon mal etwas intensiver mit dem Text beschäftigt hat,) den Bibeltext in einem 10-Minuten-Video nach allen Regeln der Kunst umgräbt und Wertvolles zu Tage fördert.

Die Schätze aufsammeln müsst ihr dann gemeinsam. Wenn ihr eine große Gruppe seid, bietet es sich an, dafür kleine Gruppen zu bilden oder sich in Breakouträume zu aufzuteilen. In den Gruppen verarbeitet ihr, was ihr Wertvolles in dem Text entdeckt habt. 

Die Bibel ist Gottes Wort, weil Menschen Gottes lebendiges Wort durch ihre Worte vernehmen. Gottes Geist hat die Menschen begleitet, als diese Worte gesammelt, aufgeschrieben, überliefert und tradiert wurden und er hilft auch uns, ihre Botschaft für uns heute zu erkennen. Die unterschiedlichen Zugänge, die unsere Herzen an unterschiedlichen Stellen höherschlagen lassen, erleben wir als Bereicherung und Geschenk. Der Reichtum der Bibel liegt auch im Reichtum ihrer unterschiedlichen Auslegungen.

Das „Trüffelschwein“ möchte mit euch diesen Reichtum erleben. Es geht darum, die eigenen Impulse wahrzunehmen und mit anderen zu teilen. Gemeinsam schärfen wir unseren Blick. Indem wir andere Eindrücke wahrnehmen, reift unser eigener Eindruck. Wir glauben die Worte Jesu, dass er anwesend ist, wo Menschen sich um sein Wort versammeln.

Auch wenn wir damit rechnen, so bleibt es für uns doch ein Wunder, wenn Gott redet. Dieses Wunder hat alle Achtung verdient. Wir können das nicht "machen", aber wir rechnen damit, wenn wir miteinander beten und singen.

Wäre die Bibel ein toter Buchstabe, so würde es genügen, sie auswendig zu lernen. Ihr Wort will uns aber ansprechen, mit uns in Kontakt treten, uns Vertrauen abringen, in uns Glauben stiften, Hoffnung in uns säen oder unseren Mut wecken. Kurz: Ihre Wahrheit will nicht bloß erschlossen werden. Sie will uns antreffen, gerade dort wo wir stehen. Die Bibel verstehen bedeutet also, auf die einzigartige Melodie zu lauschen, die ihre Worte mit meinem Leben gemeinsam anstimmen. Daher sucht und schützt „Trüffelschwein“ den vertrauensvollen Austausch.

Die eigentlichen „Trüffelschweine“ sind unsere Theologinnen und Theologen, die in kurzen Videoimpulsen eine Exegese des Bibeltextes vornehmen. Sie haben die Aufgabe, den Text nach allen Regeln der Kunst auf links zu drehen. Gerade wie das namensgebende Schwein den Waldboden nach Trüffeln umwühlt. Der Text soll erklärt aber möglichst wenig ausgelegt werden. Wer lässt sich schon gerne die eigenen Antworten vorkauen? Außerdem möchten wir die Vielfalt feiern. Das gelingt nicht, wenn wir gleichzeitig die Einfalt füttern.

In den Gruppen übernehmen die Teilnehmenden selbst das Steuer. Wir geben ihnen Fragen an die Hand, die ihnen helfen, ihre Gedanken zu dem Bibeltext und dem Video zu sortieren. 

Suche nach deinen eigenen Leckereien in den Texten der Bibel.

Dazu kannst Du die folgenden Schritte gehen:

1. Nimm dir bewusst Zeit. Biblische Texte erschließen sich nicht so nebenher.
2. Bete. Mit dem Gebet machst du dir bewusst, dass du von den Texten Gottesworte erwartest.
3. Schreibe auf, was dir auffällt. Der erste Eindruck zählt zunächst. Was erscheint dir wichtig? Was stört dich?
4. Grabe. Lies unterschiedliche Übersetzungen. Schaue, ob der Text so, oder so ähnlich noch wo anders (in einem anderen Evangelium) vorkommt. Lies rund um den Text und versuche zu verstehen, warum der Text gerade hier an der richtigen Stelle ist. Gliedere den Text (Erzählstränge, wörtliche Rede, wichtige Gedanken und Gedankenfolgen, Aktionen). Informiere dich über die Bedeutung wichtiger Worte.
5. Nimm Trüffel mit. Formuliere die wichtigste Botschaft des Textes in einem Satz.

Mit welchen Texten?

Vielleicht fängst du bei den Gleichnissen an, die Jesus erzählt hat. Gleichnisse versuchen mithilfe eines erzählten Bildes oder einer Geschichte eine Sache zu erklären. Sie verpacken also die eigentliche Aussage des Themas, indem sie aus einer (gut bekannten) Bildwelt ein Bild leihen und damit die eigentliche Aussage zur Sprache bringen.

Suche dir eine Liste der neutestamentlichen Gleichnisse und lies die Texte. Anfangen kannst mit den Gleichnisreden in den Evangelien in Mt 13, Mk 4 und Lk 15. Hier findest du gleich mehrere Gleichnisse auf einem Haufen.

1. Welche Bildwelt ist hier genutzt?
2. Welche Sache soll das Bild verdeutlichen?
3. Ist die Sache selbst auch schon in dem Text enthalten?
4. Gibt der Text einen Deutungshinweis?
5. Geht es um einen Vergleichspunkt, oder um ein Vergleichssystem?
6. Welche Rolle ist deine Rolle in dem Text?
7. Oder gibt es mehrere Rollen, die du einnehmen kannst?
8. Mit welchem Grund ist der Text gerade hier eingefügt und was trägt er zur großen Jesusgeschichte bei, die dieses Evangeliums erzählt?