Wagemut und Entdeckergeist

© Farbfilm

Im GJW-Filmtipp geht es diesmal um viel Quatsch, ominöse Arier und den Weltraum. Vor allem aber den Mut, Grenzen zu überwinden und die eigene Welt in Frage zu stellen.


Quatsch und die Nasenbärbande
Kinostart: 6. November 2014

Seit ein Marktforschungsinstitut die kleine Stadt Bollersdorf für eine Studie ausgewählt hat, ist nichts mehr wie es war. Im Supermarkt werden gruselige Testprodukte wie blaue Nutella verkauft und alle sind darum bemüht, so normal wie möglich zu sein. Das finden die Kinder der Nasenbärbande ziemlich langweilig und doof. Als dann auch noch die Großeltern in Heime gesteckt werden, weil sie zu viel Quatsch veranstalten, beschließen die Kleinen etwas zu unternehmen: Um die Marktforscher zu vertreiben, muss Bollersdorf so außergewöhnlich wie möglich werden!

„Quatsch und die Nasenbärbande“ ist seit langem mal wieder ein gelungener Kinofilm für die Allerkleinsten, der seine Geschichte nicht nur sehr kindgerecht aufbereitet, sondern auch mit den Kinderdarstellern ihrem Alter angemessen arbeitet. Inhaltlich bietet Regisseur Veit Helmer einen kindlichen Blick auf das Thema Konsumkultur und zeigt, wie unsere Kaufgewohnheiten eben auch eine Auswirkung auf unsere Lebensgestaltung haben. Dieses komplexe Thema versteht er mit Hilfe witziger und vor allem farbenfroher Ideen so umzusetzen, dass auch Kinder unter 6 Jahren damit etwas anfangen können. Wenn nämlich alle nur noch durchschnittlich sein wollen, ist das Leben ganz schön langweilig. Besonders zu sein, wiederum, erfordert Mut. Was können wir denn besonders gut? Und wen bewundern wir, weil er etwas besonders gut kann? Das sind nur zwei der Fragen, die zu beantworten uns „Quatsch und die Nasenbärbande“ einlädt.

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Die Arier
Kinostart: 20. November 2014

„Wofür demonstrieren sie denn hier?“ Mit dieser freundlichen Nachfrage mischt sich Mo Asumang auf eine rechtsradikale Demo. Sie befindet sich auf einer Reise, die sie auch in den Iran und in die USA führen und hoffentlich die Frage klären wird, wer denn nun eigentlich diese „Arier“ sind, zu denen sie auf Grund ihrer Hautfarbe angeblich nicht gehört. Mo Asumang setzt ihr Publikum einem steten Schwanken zwischen Lachen und Weinen der Fassungslosigkeit aus. Mit ungeheurem Mut konfrontiert sie Rassisten unterschiedlicher Ausrichtung und macht sogar vor dem Ku-Klux-Klan nicht halt. Doch es ist nicht ihre Absicht, die Gesprächspartner zu diskreditieren (das erledigen diese in der Regel durch ihre Aussagen ganz alleine). Mit ihrem aufrichtigen Interesse an der Identität der „Arier“ ist Mo Asumang vor allem auch in der Lage, uns eine Menge beizubringen.

Es liegt auf der Hand, dass „Die Arier“ die perfekte Grundlage für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bietet. Gleichzeitig kann die Suche nach den „Ariern“ selbstredend auch mit dem Dritten Reich in Verbindung gebracht werden, um mit Jugendlichen über die Ideologie dieser historischen Epoche zu sprechen. Doch es liegt noch ein ganz anderes Thema in „Die Arier“ verborgen: Vergebung. Mo Asumang begegnet Menschen, die sie und ihresgleichen hassen. Woher nimmt sie die Kraft, stets freundlich und interessiert aufzutreten? Auch ihre Begegnung mit einer Holocaustüberlebenden formuliert die indirekte Frage: Was können und wollen wir vergeben? Und wie gelingt uns das?

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Interstellar
Kinostart: 6. November 2014

Christopher Nolan erfreut seine Fans mal wieder mit einem atemberaubenden Kinoerlebnis, das uns diesmal im IMAX-Format tief in den Weltraum entführt. Dort sucht Matthew McConaughey als Astronaut Cooper eine neue Heimat für die Menschheit, da diese ihren Planeten inzwischen erfolgreich zu Grunde gerichtet hat. Doch die Reise durch Wurmlöcher und auf fremde Planeten ist alles andere als ungefährlich. Und selbst wenn Cooper und seine Crew einen geeigneten Siedlungsort finden, werden auf der Erde bis dahin überhaupt noch Menschen übrig sein?

Wie viele Science Fiction Filme, bedient sich auch „Interstellar“ dem Motiv der Apokalypse. Das Interessante an Christopher Nolans Inszenierung ist dabei die gleichzeitige Abwesenheit wie auch Omnipräsenz des göttlichen Funkens. Auf der einen Seite scheint sich der Mensch hier am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen zu wollen, in den er sich selbst gestürzt hat. Er wird zu seinem eigenen A und O, Schöpfer und Vernichter. Doch zugleich ist da auch der unleugbare Glauben an etwas Unsichtbares, an eine Kraft, die alles zusammenhält. Der Glaube an einen paradiesischen Ort jenseits der uns bekannten Welt. Und eine Botschaft, die darauf hinweist, dass wir uns ohne diesen Glauben nicht zu retten imstande sind. Damit bietet „Interstellar“ neben seinem großen Unterhaltungsfaktor auch eine große Fülle an philosophisch-theologischem Gesprächsstoff für Jugendliche ab 12 Jahren.

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Sophie Charlotte Rieger
www.filmosophie.com