Statement der GJW BUKO zum Thema „Flucht und Migration“

vom 8. November 2015

Die GJW-Bundeskonferenz vom 6. bis 8. November hat ein Statement verabschiedet, in dem sie ihre Sichtweise zu dem Thema "Flucht und Migration" zusammenfasst.

„Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst.“ (3. Mose 19,34)

Die aktuelle Situation in unserem Land beschäftigt uns auch im Gemeindejugendwerk (GJW) . Mit Bestürzung nehmen wir wahr, dass es auch in unserem Gemeindebund Gemeinden gibt, in denen fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut lebt und verbreitet wird. Als GJW verurteilen wir das aufs Schärfste und stellen uns ausdrücklich hinter die vom Bundesrat des BEFG am 16. Mai 2015 verabschiedete Resolution „Christus im Fremden willkommen heißen“. Diese Resolution schließt mit den Worten: „Wir bitten alle, ihre jeweiligen Möglichkeiten zu nutzen, um in Deutschland für ein Klima des versöhnten Miteinanders aller Menschen einzutreten und öffentlich für Migranten Partei zu ergreifen.“

Das wollen wir als Gemeindejugendwerk tun! Deshalb fordern wir alle Mitarbeitenden in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auf, sich mit dem Thema „Flucht und Migration“ zu beschäftigen und dieses Thema auch in der konkreten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (auf Orts-, Landesverbands- und Bundesebene) aufzugreifen.

Wir wollen „klare Kante zeigen“ gegenüber jeder Form von Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung! Wir stellen uns all jenen entgegen, die die derzeitige Situation für eine nationalistische, fremden- und islamfeindliche politische Agenda missbrauchen!

Das biblische Gebot, den Fremden zu lieben (3. Mose 19.34), wird auch für Kinder und Jugendliche konkret im Gestalten einer lebendigen Willkommenskultur. Dafür braucht es Austausch und Begegnungen mit Geflüchteten, gegenseitiges Kennenlernen und gemeinsame Erfahrungen. Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ermöglichen und begleiten solche „Fremdheitserfahrungen“, um so „der Vielfalt des Volkes Gottes Raum zu geben“, wie es in der o.g. Resolution des BEFG gefordert wird.

Das biblische Gebot, den Fremden zu lieben, hat aber nicht nur eine individuelle, sondern auch eine strukturelle und politische Dimension. Eine Übertragung des biblischen Wortes „Liebe“ auf die gesellschaftliche Ebene ist „Solidarität“: die Verantwortung für das Gemeinwesen und das Einstehen für die Rechte und Interessen anderer, insbesondere der Armen, Schwachen und an den Rand Gedrängten. Das biblische Gebot, den Fremden zu lieben, beinhaltet darum, sich kritisch mit der aktuellen (Flüchtlings-)Politik auseinanderzusetzen. Es beinhaltet, sich einzusetzen für eine menschenfreundliche Politik, die nicht nur Nothilfe für Geflüchtete leistet, sondern Fluchtursachen – Krieg und Gewalt, Hunger und Armut, Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel – beseitigt (z.B. durch faire Handelsabkommen sowie eine nachhaltige Friedens- und Umweltpolitik). Kinder und Jugendliche für diese politische Dimension der biblischen Botschaft zu sensibilisieren ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.



Was wollen wir tun?

  • Wir wollen unsere Herzen öffnen für das Schicksal und die Not vertriebener und geflüchteter Menschen, insbesondere für die vielen Kinder und Jugendlichen unter ihnen.
  • Wir wollen uns informieren, uns über aktuelle Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik auf dem Laufenden halten und dazu Stellung beziehen. Dabei nehmen wir insbesondere die Situation junger und unbegleiteter Geflüchteter in den Blick und orientieren uns am Kindeswohl und Kindeswillen.
  • Wir wollen eine gute Willkommenskultur fördern und mitgestalten und dabei vor allem den Stimmen von Kindern und Jugendlichen Gehör schenken und Gehör verschaffen.
  • Wir wollen für die kleinen, subtilen Formen von Alltagsrassismus sensibilisieren („Das wird man doch wohl noch sagen dürfen ...“ / „Ich bin ja kein Nazi, aber ...“), die das gesellschaftliche Klima bewusst oder unbewusst beeinflussen und menschenverachtenden Ideologien den Boden bereiten.
  • Wir nutzen dafür Ressourcen und Materialien, die andere erarbeitet haben und zur Verfügung stellen (s.u.), entwickeln aber auch eigene Projekte und Konzepte, die wir miteinander teilen, um voneinander zu lernen.

 

Ressourcen und Materialien:

 

<media 61547 - pdf "TEXT, GJW-Statement final, GJW-Statement_final.pdf, 189 KB">Download des Statements als PDF >>></media>