Merida - Legende der Highlands

Die GJW-Filmkritik

Disney-Pixar präsentiert diesen Sommer eine märchenhafte Geschichte vom Erwachsenwerden und der Suche nach dem eigenen Schicksal. Prinzessin Merida lehnt sich gegen die Traditionen der Eltern auf und will ihren eigenen, tapferen Weg gehen. Am Ende aber muss sie erkennen, dass wahrer Mut nicht in den Muskeln, sondern im Herzen zu finden ist.

Rote Locken, Pfeil und Bogen – das sind die Markenzeichen der schottischen Prinzessin Merida (gesprochen von Nora Tschirner), die mit ihren Eltern und ihren Drillingsbrüdern ein herrschaftliches Schloss bewohnt. Ins heiratsfähige Alter gekommen, soll Merida nun einen Bräutigam erwählen, um damit der Tradition des Landes gerecht zu werden. Doch das sieht der junge Wirbelwind überhaupt nicht ein. Statt sich in enge Kleider zu quetschen und die aristokratische Etikette zu erlernen, möchte sie viel lieber weiterhin durch die Wälder reiten und ihren Mut immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen. In ihren Augen ist es Schicksal, dass sie eines Tages einer Hexe begegnet, die mit Hilfe eines Zaubers die Meinung der strengen Mutter und somit Meridas Schicksal ändern soll. Doch der vermeintliche Zauber entpuppt sich als böser Fluch und plötzlich ist Meridas ganze Familie in großer Gefahr.

In guter alter Disney-Tradition handelt es sich bei „Merida – Legende der Highlands“ um einen waschechten Märchenfilm mit bezaubernder Musik und liebenswerten Charakteren. Insbesondere die quirlige Merida und ihr tölpelhafter Vater haben das Potential, Zuschauerherzen zu erobern. Wie gewohnt gelingt es dem Disney/Pixar-Team, einen Humor zu erschaffen, der Erwachsene und Kinder gleichermaßen anspricht und somit Unterhaltung für die ganze Familie bietet.

Pädagogischer Input

„Merida – Legende der Highlands“ ist insofern ein richtiges Märchen, als dass es um Magie und Zauberei geht. Gleichzeitig aber erzählt der Film auch eine fast alltägliche Geschichte vom pubertären Kampf um Selbstbestimmung. Meridas Eltern haben eine konkrete Vorstellung davon, wie das Leben ihrer Tochter verlaufen soll, doch deckt sich diese natürlich nicht mit den eigenen Ideen des Mädchens. Während Merida lernen muss, dass auch ihre streng wirkende Mutter nur das Beste für sie will, gehört es zum Lernprozess der Eltern, sich mit ihrem Kind auf einen Dialog einzulassen, statt die eigenen Vorstellungen dogmatisch durchzusetzen.

Es ist pädagogisch durchaus zweifelhaft, dass die Verwünschung der eigenen Mutter letztendlich zum Ziel führt und der Königin die Augen für die Bedürfnisse ihrer Tochter öffnet. Die Moral der Geschichte sollte natürlich nicht der Respektverlust vor den eigenen Eltern sein. Es lohnt sich aber, hierüber mit Kindern in den Dialog zu gehen, denn genau das ist es, worum es in „Merida – Legende der Highlands“ eigentlich geht: Die heranwachsende Merida möchte mit ihrem eigenen Lebensentwurf ernst genommen werden. Sie befindet sich im schwierigen Spannungsfeld zwischen Tradition und Freiheitsdrang, in einer Situation, der sich auch junge Christen unserer Zeit verstärkt ausgesetzt sehen. Weder blinder Gehorsam, noch rücksichtsloses und egoistisches Handeln führen Merida auf den rechten Weg zurück. Stattdessen muss sie lernen, dass ihre Entscheidungen Konsequenzen nach sich ziehen, für die sie Verantwortung übernehmen muss. In diesem Prozess passiert – wie auch im wahren Leben – die eine oder andere Katastrophe. Doch indem sich Mutter und Tochter einander annähern, entsteht die Basis für gegenseitiges Verständnis. Merida hat nun die Chance zu erkennen, dass sie sich mit ihrem Stolz selbst im Weg steht und ihre mutigste Tat die ist, um Verzeihung zu bitten.

„Merida – Legende der Highlands“ gibt Anlass zu Gesprächen über den Umgang mit den eigenen (christlichen) Traditionen. Welche Bedeutung haben sie für unser Leben? Wie schaffen wir es, unseren eigenen Weg zu gehen und dabei doch „traditionellen“ Werten treu zu bleiben?

Zielpublikum

Obwohl „Merida – Legende der Highlands“ ein Märchenfilm ist,  sind die stellenweise recht gruseligen Erlebnisse der Prinzessin und ihre heldenhaften Kämpfe gegen blutrünstige Bären nicht für ein sehr junges Kinopublikum geeignet. Schulkinder und Jugendliche, die in den Startlöchern der Pubertät stehen, dürften an dieser Geschichte jedoch ihre Freude haben. Insbesondere Mädchen bietet der Film eine starke Identifikationsfigur, denn Merida ist mit Abstand die emanzipierteste Frau, die jemals in einem Disney-Film aufgetreten ist.

„Merida – Legende der Highlands“ startet am 2. August in den deutschen Kinos.

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