Gott nahe zu sein ist mein Glück

Gedanken zur Jahreslosung von Kerstin Geiger

Ich aber – Gott nahe zu sein ist mein Glück (Psalm 73,28 – nach der Einheitsübersetzung).

Die Jahreslosung 2014 beginnt mit einem trotzigen „Ich aber!“, einem „Dennoch“ – trotz allem. Für Poster und Kalender ist das zu sperrig, aber es ist wichtig. Es zeigt dass der Vers nicht aus einem Verliebtheitsgefühl entstanden ist, sondern hart erkämpft, in der Tiefe geboren. Dreimal beschreibt Asaf in Psalm 73 seine Erfahrungen mit diesem „Ich aber“:


„Ich aber – fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen, … als ich sah, dass es diesen Frevlern so gut ging.“ (V. 2) Asaf sieht die Ungerechtigkeiten im Leben, er versteht nicht, warum Gott zu schweigen scheint. Wie gut, dass die Bibel das nicht verschweigt, wir vor Gott nichts beschönigen oder mit frommen Antworten übertünchen müssen. Denn manchmal gibt es keine Antworten, auch wenn das ist schwer auszuhalten ist…

„Ich aber bleibe immer bei dir.“ (V. 23) Oder nach Luther: „Dennoch bleibe ich stets an dir.“ Plötzlich die Wende (V.17): Gott offenbart sich Asaf auf geheimnisvolle Weise, Asaf kann wieder klarer sehen. Er merkt: Aus Gottes Perspektive gesehen, vom Ende her gedacht sehen die Dinge ganz anders aus.

Innehalten, mich in Gottes Gegenwart begeben, mich von Gott liebevoll anschauen lassen, die Fragen aushalten. Der Wirklichkeit vergeben, dass sie ist, wie sie ist. Das verändert meine Perspektive auf das Leben, wendet meinen Blick auf das, was wirklich zählt, was trägt. Darauf, dass Gott es gut mit mir meint und bei mir ist. Und dass er am Ende alles gut machen wird, dass er alle Tränen abwischen wird, alle Ungerechtigkeit ein Ende findet, alle Fragen sich auflösen, wir ganz und gar Gottes Nähe erleben dürfen.

Deshalb steht am Ende das Bekenntnis: „Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (V. 28) Trotz aller Ungerechtigkeit, obwohl ich vieles nicht verstehe, auch wenn das gute Ende noch nicht spürbar ist: "Gott nahe zu sein ist gut für mich." Es geht aber nicht darum, dass ich mit meinem Gott glücklich bin, mich mit ihm in eine Kuschelecke zurückziehe. Am Ende wird Christus uns sicher nicht fragen: Warst du rundum glücklich im Leben? „Vielleicht wird er fragen: Hast du die andern angesteckt mit Leben, so wie ich dich?“ (Joachim Dachsel). – Mehr Lebendigkeit ins Leben bringen – eine schöne Aufgabe für uns im GJW und persönlich.

Die Jahreslosung lädt ein, eine ganz eigene Antwort darauf zu finden, was mein Glück ist, was mich trägt und hält. Auch dann, wenn ich die Welt nicht mehr verstehe und an Gott zweifle. Vielleicht ist es die Antwort Asafs aus Psalm 73. Vielleicht eine andere.  Sie fordert uns auch in den nächsten 12 Monaten heraus, das in Höhen und Tiefen durchzubuchstabieren: Gottes Nähe ist mein Glück. Nichts kann mich trennen von seiner Liebe. Es tut mir gut, mich an ihm festzuhalten – komme was mag. Oder wie Luther übersetzt hat: „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf den Herrn.“

Ich bin gespannt auf all die Erfahrungen, die wir damit machen werde. Dafür wünsche ich uns allen miteinander Gottes Segen!

Kerstin Geiger