Come together – celebrate Jesus

Bericht von der "bunten" SKH

Come together – celebrate Jesus - Unter diesem Motto fand vom 12.-14.06.2015 eine erste gemeinsame Konferenz der Hauptamtlichen des Gemeindejugendwerks (GJW) mit Mitarbeitenden aus Internationalen Missionsgemeinden in Deutschland (IMD) statt.

Etwa 30 Teilnehmende waren dabei mit einem „Mischungsverhältnis“ von 2:1 („Herkunftsdeutsche“ zu „Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund“). Hier ein persönlicher Bericht von Volkmar Hamp, Referent für Redaktionelles in der GJW-Bundesgeschäftsstelle in Elstal:

Freitagabend. Langsam trudeln die ersten Teilnehmenden ein. Ich bin gespannt. Wird dieses Experiment glücken? Im Blick auf das Jahresthema unseres Bundes – „Bunte Gemeinde – Staunen über Christus im Anderen“ – haben wir Mitarbeitende aus IMD-Gemeinden unseres Bundes zu einer Tagung eingeladen. Eigentlich wünschen wir uns, dass diese Gemeinden viel stärker und selbstverständlicher Teil der GJW-Arbeit wären, aber das gelingt im Augenblick nur sehr punktuell. Ob diese Konferenz uns da weiterbringt?

Auf dem Flur unseres Tagungshauses begrüße ich zwei Teilnehmende aus einer afrikanischen Gemeinde. „Woher kommt ihr denn?“ frage ich sie. Die Antwort: „Aus Kamerun!“ Dabei kommen sie aus Eisenach bzw. Bremen. Und genau das wollte ich auch wissen. Doch die beiden sind es so gewohnt, stets auf ihren „Migrationshintergrund“ angesprochen zu werden, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass das nicht das Erste ist, was mich interessiert.

Überraschend, wie schnell wir trotzdem miteinander warm werden an diesem Abend, auch in der großen Gruppe! Musik hat einen großen Anteil daran (dank Jan Primke & Band, die uns das ganze Wochenende musikalisch begleiten!), aber auch miteinander spielen, kreativ werden und erzählen. Und natürlich die gemeinsame Basis, die unser Motto zum Ausdruck bringt: „Come together – celebrate Jesus“.

Samstagvormittag.
Diese gemeinsame Basis steht auch am Samstagvormittag im Mittelpunkt. Ganz bewusst haben wir auf frontale Morgenandachten im Predigtstil verzichtet. Das gemeinsame Gespräch über die Bibel ist uns wichtig! Texte aus dem Neuen Testament, die von der grenzüberschreitenden Kraft des christlichen Glaubens handeln, stehen dabei im Mittelpunkt (Apg 10 und Gal 3,28). Spannend, wie bereichernd diese Texte sind, wenn Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen darüber ins Gespräch kommen! Ich habe die Ehre, im zweiten Teil des Vormittags ein Impulsreferat zu unserem Jahresthema „Bunte Gemeinde – Staunen über Christus im Anderen“ zu halten.

Staunen – was ist das eigentlich? Staunen heißt, von etwas Ungewohntem, etwas Neuem, etwas Fremdem überrascht zu werden und davor innezuhalten – wobei dieses „Innehalten“ von ganz unterschiedlichen, bisweilen sogar gegensätzlichen Gefühlen begleitet sein kann: Faszination und Erschrecken. Was überwiegt bei uns, wenn wir Neuem/Fremdem begegnen? Was fasziniert? Was macht Angst? Wie gehen wir damit um?
Staunen über Christus! Für mich heißt das zunächst, über den Menschen zu staunen: über seine Stellung innerhalb der Schöpfung und vor Gott (Psalm 8) und seine „Gottebenbildlichkeit“ (Gen 1,27). Die Aussage von der Gottebenbildlichkeit qualifiziert den Menschen als Gottes Gegenüber, als seinen Partner, oder wie Karl Barth es ausdrückt: „als ein von Gott anzuredendes Du und als ein vor Gott verantwortliches Ich“. Und diese „Qualifikation“ – das ist das Entscheidende! – gilt nicht exklusiv (nur für die Gottesgläubigen, die Frommen, die Juden, die Christen), sie gilt inklusiv (für alle Menschen). In besonderer Weise gilt sie für Jesus Christus: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.“ (Kol 1,15; vgl. 2. Kor 4,3-4; Hebr 1,3a) Für die neutestamentlichen Autoren, vor allem für Paulus, ist Christus derjenige, durch den und in dem die von der Sündhaftigkeit des Menschen korrumpierte – verdunkelte, verdeckte, verborgene, aber nie ganz zerstörte – Gottebenbildlichkeit des Menschen wiederhergestellt wird. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (1 Kor 5,17; vgl. Röm 8,28-29; 2 Kor 3,17-18; Kol 3,8-11).
Staunen über Christus im Anderen! Paulus prägt für die innige Verbundenheit zwischen Menschen und Gott, die in der Begegnung mit Jesus erfahrbar wird, die Formeln „Christus in euch“ und „ihr in Christus“. Er macht unmissverständlich klar, dass Unterschiede in ethnischer Herkunft, sozialem Status oder Geschlecht nun keine Rolle mehr spielen dürfen (Gal 3,26-28). Dasselbe gilt für Johannes und seine Schüler (Joh 17,21-23.26; 1 Joh 4,8-21). Und es gilt für Jesus selbst! Kompromisslos wendet er sich allen Menschen zu – unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, sozialem Status, Religion, Bildung, körperlicher oder geistiger Einschränkung. Seine Nachfolger fordert er auf, es ihm gleich zu tun. Nur so erweisen sie sich als wahre Nachfolger (Mt 25,40).

Samstagnachmittag.
Nach intensiven Gesprächen über diesen theologischen Impuls folgen am Samstagnachmittag Workshops zu verschiedenen Aspekten interkultureller Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: über „Cross Cultural Kids“, die zwischen den Welten aufwachsen und eine besondere Herausforderung für unsere Gemeinden darstellen, Beteiligungsmöglichkeiten und Baptist Principles, über Jugendspiritualität und Herausforderungen missionarischer Arbeit im interreligiösen Dialog bis zu ganz praktischen Themen wie dem gemeinsamen Musizieren und Bibel erleben mit Kindern und Jugendlichen.

Samstagabend. Ein besonderes Highlight: der Gottesdienst! Wir sind berufen, furchtlos Liebende zu werden und für andere am Mantel der Liebe Gottes mitzustricken – so das Thema der Predigt über 1 Joh 4,13-21. Weil alle Menschen Kinder Gottes sind, sind wir mit allen Menschen geschwisterlich verbunden: mit denen, die unseren Glauben teilen, genauso wie mit jenen, die das nicht tun; mit denen, die dieselben kulturellen Wurzeln haben wie wir, genauso wie mit jenen, die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind und uns darum erst einmal fremd, ungewohnt, ja, vielleicht sogar bedrohlich erscheinen; mit denen, die ihr Leben an denselben Werten ausrichten wie wir, genauso wie mit jenen, die einem völlig anderen Wertekanon folgen.

Sonntagmorgen.
Die gemeinsame Auswertung der Erfahrungen vom Wochenende ergibt: Alle haben diese Tagung als bereichernde Erfahrung erlebt. Zugleich wissen wir: Sie war nur ein allererster kleiner Schritt auf dem Weg zu einer „bunten Gemeinde“, einem „bunten Bund“ und einem „bunten Gemeindejugendwerk“.

Volkmar Hamp,
Referent für Redaktionelles in der GJW-Bundesgeschäftsstelle in Elstal