Foto: Johannes Eichstädt

GJW Sonntag 2024

„Dein Reich komme! gerecht anders leben“

Für das Jahresthema unseres Gemeindebundes stellen wir als Gemeindejugendwerk unterschiedliche Materialien und Beiträge zur Verfügung, um Gottesdienste oder Gruppenstunden zu gestalten. Wir konzentrieren uns dabei auf das Vaterunser, weil es ein Ausgangspunkt für die Reich Gottes Theologie und die Reden Jesu zu seinem Reich sind. In diesem Bereich findet man Videoimpulse und Kleingruppenmaterial zum Vaterunser (Gebet), das im Rahmen der Trüffelschwein-Bibelarbeiten vom GJW entstanden sind. Außerdem gibt es Hintergrundartikel zum Gebet, das Jesus uns gelehrt hat und Stundenentwürfe für die Arbeit mit Kindern.

Einführung

Matthäus stellt dieses Gebet in seinem Evangelium (Mt.6,9-13) in die Mitte der sogenannten Bergpredigt (Mt.5-7). Man kann in wenigen Versen entdecken, was grundlegend für unseren Glauben ist: Es beginnt mit der Bitte, dass Gottes Reich kommen möge und nimmt uns mit auf eine Reise, wo sich Gerechtigkeit entfalten kann und der Horizont entsteht, dass ein anderes, ein neues und gerechteres Leben möglich ist. 

Das Material vom GJW ist eine Sammlung und eine Einladung tief in dieses Jahresthema einzusteigen. In drei etwa zehnminütigen Videoimpulsen nehmen uns die ehemaligen GJW-Pastoren Bastian Erdmann und Tilo Schmidt hinein in das Matthäusevangelium, die Bergpredigt und das Vaterunser. Wie bei einer Zwiebel schälen sie rund um das Thema Gebet Haut um Haut von diesem ersten Evangelium und nehmen uns mit hinein in das Zentrum des Gebets. Zu beiden Impulsen gibt es Materialien, die man in Kleingruppen und/oder Hauskreisen ausprobieren kann.

Hintergrundinformationen von Volkmar Hamp laden dazu ein, sich dem Gebet, Fragen rund um Gerechtigkeit als Kernthema des Reiches Gottes zu stellen. In einer Stunde kann man sich mit diesen Inputs richtig gut für eine Predigt vorbereiten oder eine Gruppenstunde moderieren. Vor allem könnte es aber dazu dienen, im Gottesdienst ein neues dialogisches Format auszuprobieren, das wir auf unseren Bundesjugendtreffen (BUJU) als Herzstück der Bibelarbeiten vormittags verwenden: Simon erklärt es kurz und mit ihm machen wir Mut, sich im Gottesdienst auf die Fragen der Menschen einzulassen. Und für den Kindergottesdienst haben wir Materialentwürfe von Steffi Diekmann und Torsten Geiger. 

BUJU 2024 - TRAVELLING LIGHT

Vielleicht erlebt ihr so am 9. Juni 2024, dem GJW-Sonntag, einen ganz besonderen Gottesdienst. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Juni soll das GJW besonders in euren Gottesdiensten vorkommen. Wir würden uns freuen, wenn ihr dann auch den BUJU-Trailer zeigt, für das BUJU betet und den jungen Menschen in euren Gemeinden Mut macht, dabei zu sein. Letztlich werden junge Menschen nämlich genau das beim BUJU erleben: Mit Gott ist ein anderes, ein neues und gerechteres Leben möglich.

BUJU Trailer herunterladen (2:08 MIN, 69MB, MP4)

Ein Gebet in zwei Versionen

Im Neuen Testament sind zwei Vaterunser-Fassungen überliefert: eine kurze in Lukas 11,2-4 und die längere und bekanntere Variante in der Bergpredigt Jesu in Matthäus 6,9-13. Beide Fassungen stehen in unterschiedlichen Kontexten: 

Lukas 11,2-4

Im Lukasevangelium bitten die Jünger Jesus, er möge sie lehren zu beten, „wie schon Johannes seine Jünger gelehrt hat“. Das Vaterunser ist hier also ein Erkennungszeichen derer, die zu Jesus gehören. Es verbindet sie miteinander und unterscheidet sie zugleich von den Mitgliedern anderer religiöser Gemeinschaften. Gemeinschaften brauchen ja immer etwas, das sie verbindet. In religiösen Gemeinschaften sind dies unter anderem die gemeinsam gesprochenen Gebete. In ihnen verdichten sich Gotteserfahrungen und Inhalte des Glaubens. Nicht ohne Grund sieht Tertullian, ein Theologe der alten Kirche, schon Anfang des 3. Jahrhunderts nach Christus im Vaterunser eine „Kurzfassung des ganzen Evangeliums“. Andere nennen es ein „Kompendium der himmlischen Lehre“ (Cyprian). Für Luther, in dessen Katechismen es einen besonders großen Raum einnimmt, gibt es kein besseres Gebet als dieses „Gebet für Kinder und einfache Menschen“. „Ich sauge an ihm wie ein Kind“, schreibt er in einer seiner Schriften, „trinke und esse wie ein alter Mensch, kann sein nicht satt werden“ (Eine einfältige Weise zu beten für einen guten Freund, WA 38, 364).

 

Matthäus 6,9-13

Im Matthäusevangelium ist der Zusammenhang, in dem Jesus seine Jünger das Vaterunser lehrt, ein anderer: Hier geht es um „wahre Frömmigkeit“. Darum, dass sich die Jünger Jesu beim Beten nicht, wie die frommen Heuchler ihrer Zeit, in die Synagogen und an die Straßenecken stellen sollen, damit auch alle sehen, wie fromm sie sind. Nein, wahre Frömmigkeit, sagt Jesus, ist etwas, das in die „Kammer“, in die eigenen vier Wände gehört, in die Zwiesprache zwischen Mensch und Gott: „Wenn ihr betet“, sagt er, bevor er seine Jünger das Vaterunser lehrt, „dann sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht, wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ (Mt 6,7-8)
Wenn das stimmt – wenn unser Vater im Himmel weiß, was wir brauchen, noch ehe wir ihn bitten – warum sollen wir dann überhaupt noch beten? Offensichtlich nicht, weil Gott es nötig hätte, sondern weil wir es brauchen! Das Vaterunser hilft uns, unser Leben und unseren Glauben im Licht Gottes zu reflektieren. Das Vaterunser erinnert uns daran, worum es wirklich geht im Leben. Und es hilft uns, die Prioritäten für unser Leben und in unserem Glauben richtig zu setzen. Darum, sagt Jesus, sollt ihr so bitten:


„Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

Das Vaterunser - Theologische Reflektion

Aufbau und Geschichte des Vaterunsers

 Der Aufbau dieses Gebetes ist so schlicht wie einprägsam: Auf die Anrede („Unser Vater im Himmel“) folgen drei Bitten in Du-Form („Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.“). Daran schließen sich drei Bitten in Wir-Form an (um das tägliche Brot, Vergebung der Schuld und Bewahrung vor dem Bösen). Den Schluss bilden ein kurzer Lobpreis („Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit!“) und das abschließende „Amen“.

Der Vergleich der beiden Vaterunser-Fassungen im Matthäus-Evangelium und im Lukas-Evangelium und ein Blick in die Überlieferungsgeschichte des griechischen Textes zeigen aber schnell, dass auch dieser Text – wie viele andere Texte der Bibel – seine Geschichte hat. Das ist schon erstaunlich, wie wenig ängstlich und gesetzlich die ersten Christen mit den Worten ihres Herrn umgegangen sind! Selbst ein so zentraler Text wie das Vaterunser ist relativ frei umgestaltet, dem jeweiligen Sprachgebrauch angepasst und ergänzt worden. „Heilige Texte“ in dem Sinne, dass sie buchstäblich wiederholt und bewahrt werden müssten, gab es für die ersten Christen offensichtlich nicht.

Auch das Vaterunser ist kein solcher Text. Es ist eine Hilfe zum Beten, ein Leitfaden, an dem entlang man beten darf, ohne sklavisch an den einen oder anderen Wortlaut gebunden zu sein. Bei Lukas zum Beispiel lautet die Anrede schlicht und einfach „Vater“, während sie bei Matthäus wörtlich „Unser Vater, der du in den Himmeln bist“ heißt. Die dritte Bitte und der zweite Teil der sechsten Bitte fehlen bei Lukas ganz. Ebenso der Schluss. Die vierte und die fünfte Bitte unterscheiden sich in Details. Wie lassen sich diese Unterschiede erklären? Muss man sie überhaupt erklären?

Manche Ausleger versuchen, eine „Urfassung“ des Vaterunsers zu rekonstruieren. Andere meinen, der erste Teil, die „Du-Bitten“, seien ursprünglich das Gebet Jesu gewesen, der zweite Teil, die „Wir-Bitten“, hingegen das Gebet, das er seine Jünger gelehrt hat (Philonenko). Ich finde solche Überlegungen interessant, aber nur insofern wichtig, als sie mich einladen, ganz genau hinzuschauen, was da eigentlich steht – und wie es gemeint sein könnte. Schauen wir also genauer hin!

Der Kontext des Vaterunsers bei Matthäus

 Der rote Faden, der sich durch den Kontext zieht, in dem das Vaterunser bei Matthäus steht, ist die Unterscheidung zwischen echter und geheuchelter Frömmigkeit: zwischen einer Frömmigkeit, die nur geübt wird, um vor anderen Menschen gut dazustehen, und einer „Herzensfrömmigkeit“, der es tatsächlich um Gott und seine Sache geht. Ob es nun um das Almosengeben, das Beten oder das Fasten geht – all diese Ausdrucksformen des Glaubens oder Übungen praktizierter Frömmigkeit sollen nicht demonstrativ zur Schau gestellt, sondern „im Verborgenen“, als Angelegenheit und Ausdruck des persönlichen Glaubens gelebt werden. Da soll die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, wenn wir von unserem Überfluss etwas abgeben (Vers 3). Da sollen wir zum Beten nicht die Öffentlichkeit suchen, sondern in unser Kämmerlein gehen und die Tür hinter uns schließen (Vers 6). Und wenn wir fasten, dann möglichst so, dass außer Gott und uns selbst niemand etwas davon mitbekommt (Vers 16-18).

Der Glaube an Gott und seine Ausdrucksformen sind, so scheint es, für Jesus in erster Linie eine sehr persönliche und innerliche Angelegenheit. Da geht es um mich und meinen, um dich und deinen Vater im Himmel. Da geht es um die Beziehung zwischen jedem und jeder von uns zu seinem beziehungsweise ihrem Schöpfer. Religion ist hier – im besten Sinne des Wortes – zunächst einmal „Privatsache“. Sie geht nur den einzelnen etwas an. Da soll und darf uns niemand reinreden. Aber da sollen und dürfen auch wir niemandem reinreden. Auch nicht durch eine zur Schau gestellte Frömmigkeit, die andere unter Druck setzt, es uns gleichzutun: genauso zu beten, zu verzichten, zu fasten, zu spenden oder sich in der Gemeinde oder sozial zu engagieren, wie wir das vielleicht tun.

Worum es im Vaterunser geht

Wenn es im Kontext des Vaterunsers also vor allem um Abgrenzung geht, um das, was wir nicht tun, wie wir unsere Frömmigkeit nicht leben sollen, dann ist es im Blick auf das Vaterunser selbst vielleicht auch spannend zu fragen, ob dieses Gebet nicht auch etwas darüber aussagt, wie und was wir nicht beten sollen. Was fehlt eigentlich in der „Anleitung zum Beten“, die Jesus hier gibt? Und ist das, was hier fehlt, nicht oft genau das, was uns in unseren Gebeten beschäftigt? Sind es nicht gerade die Themen und Anliegen, mit denen wir gerne unsere Gebete bevölkern, die im Vaterunser keine Rolle spielen?
Oft hört man in Gottesdiensten den Satz: „Und alles, was uns sonst noch beschäftigt und all unsere persönlichen Anliegen fassen wir nun mit dem Gebet zusammen, das Jesus uns gelehrt hat ...“ Und dann betet die Gemeinde das Vaterunser. Ich selbst habe diesen Satz auch schon gesagt. Aber ist das legitim? Ist das Vaterunser wirklich ein Sammelbecken für unsere Gebetsanliegen? Oder ist es nicht vielmehr auch eine Begrenzung, eine Konzentration unseres Betens auf das wirklich Wesentliche, auf die Anliegen Gottes für diese Welt? So gesehen, fällt zunächst einmal auf, dass das Vaterunser unserem Beten eine zweifache Ausrichtung gibt: eine vertikale und eine horizontale Dimension.

Die vertikale Dimension
Da ist zunächst von Gott die Rede und von dem, was ihm zusteht: „Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe – im Himmel wie auf Erden.“ (Vers 9+10) Damit ist der Rahmen beschrieben, in dem unser Beten sich bewegt. Immer soll es dabei um Gott, um seine Ehre, seinen Willen, das Kommen seines Reiches gehen! Damit ist auch klar, was in unserem Beten keinen vorrangigen Platz beanspruchen soll: eigene Wünsche, privates Glück und persönliche Anliegen. Damit meine ich nicht, dass wir nicht mit unseren persönlichen Anliegen zu Gott kommen dürfen. Doch wenn wir, wie die Jünger Jesu im Lukasevangelium, fragen: „Herr, wie sollen wir beten?“, dann könnte es sein, dass die Antwort Jesu auf diese Frage lautet: „Seht beim Beten nicht zuerst auf euch und eure Anliegen, sondern auf Gott, auf seine Ehre, auf seinen Willen, auf das, was der Ausbreitung seiner Herrschaft, dem Kommen seines Reiches dient. Und ordnet alles andere dem unter.“

Die horizontale Dimension
Aber es wäre natürlich seltsam und würde schlecht zum Gott der Bibel und zu Jesus passen, wenn diese vertikale Dimension kein Gegenstück in der Horizontalen hätte: Gott ist ja kein Despot, dem es nur um seine eigene Ehre geht und der uns Menschen zu Lobpreislieferanten seiner selbst degradiert! Gott ist der Schöpfer, der uns als sein Gegenüber und seine Partner im Bebauen und Bewahren der Schöpfung erschaffen hat (Gen 1+2). Er ist der Vater Jesu Christi, der uns durch seinen Sohn zu Kindern seiner selbst, zu Mitbewohnern und Erben seines Reiches gemacht hat. Und so führt auch das Vaterunser Himmel und Erde, die Ehre Gottes und das Wohlergehen des Menschen zusammen.

Entscheidend ist aber, wie es das tut: nicht in ichbezogener, individualisierender Engführung, sondern mit Blick auf die Gemeinschaft, das Miteinander der Menschen. Darum sind auch die Bitten im zweiten Teil des Vaterunsers nicht in Ich-Form sondern in Wir-Form formuliert: „Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem bösen!“ Beim Beten im Sinne Jesu geht es eben nicht nur um mich und mein täglich Brot und was ich zum Leben brauche, sondern immer auch um den anderen und sein täglich Brot und was er zum Leben braucht. Da geht es nicht nur um mich und meine persönliche Schuld, sondern auch um gesellschaftliche Strukturen, die Menschen aneinander schuldig werden lassen. Und da geht es um die Sehnsucht aller Menschen nach dem Guten und um die Verführbarkeit aller Menschen zum Bösen.
Wenn wir also mit den Worten des Vaterunsers um unser täglich Brot bitten – also nicht um Luxusgüter und Extraportionen, sondern um das, was wir für heute und morgen zum Leben brauchen –, dann können wir das nicht tun, ohne zugleich darum zu bitten, dass auch alle anderen Menschen ihr täglich Brot, also das zum Leben Notwendige haben. Wenn wir mit den Worten des Vaterunsers um die Vergebung unserer Schuld bitten und unsere eigene Bereitschaft zu vergeben signalisieren, dann können wir das nicht tun, ohne uns zugleich für die Versöhnung aller Menschen, Völker, Religionen stark zu machen. Wenn wir mit den Worten des Vaterunsers um Erlösung von dem Bösen bitten, dann können wir dies nicht tun, ohne uns zugleich für die Ausweitung des Guten und die Eindämmung des Bösen in dieser Welt einzusetzen. Tun wir das nicht, werden wir als Einzelne und als Gemeinde Jesu Christi unglaubwürdig.

Der Kabarettist Hagen Rether hat eine Art „Kommentar zum Vaterunser“ geschrieben, der die Unglaubwürdigkeit, die dann entsteht, sehr eindrücklich auf den Punkt bringt. Hört ihn auch an! (https://www.youtube.com/watch?v=5k5LbtS4SXM). Keine leichte Kost, dieser Text! Da bleibt das kabarettistische Lachen im Halse stecken. Aber wenn wir das Vaterunser mit seiner Sehnsucht nach dem Kommen des Reiches Gottes und dem Geschehen seines Willens „im Himmel wie auf Erden“ ernst nehmen wollen, dann müssen wir uns auch kritischen Anfragen an unser Beten stellen. Beten wir nur für unser eigenes tägliches Brot? Oder sind wir auch bereit, davon abzugeben und es mit anderen zu teilen? Interessiert uns nur unsere persönliche Schuld und wie wir von ihr befreit werden können? Oder setzen wir uns auch für Gerechtigkeit, Ausgleich und Versöhnung in unserer Nachbarschaft, unserer Stadt, unserem Land und darüber hinaus ein? Beten wir nur darum, dass uns nichts Böses widerfährt? Oder auch darum, dass es für alle Menschen besser wird auf dieser Welt?


Pablo Neruda, Literaturnobelpreisträger und einer der bedeutendsten Dichter Chiles, hat einmal gesagt: „Sie können wohl alle Blumen abschneiden, aber sie können den Frühling nicht verhindern.“ Das Vaterunser ist ein Gebet der Hoffnung auf den Frühling Gottes in dieser Welt, auf sein Reich.

(Volkmar Hamp)

Die BUJU-Methode für interaktives Predigen

Gutes Bibellesen lebt auch vom Austausch und von den Fragen vieler. Plötzlich ist es möglich, Entdeckungen zu machen, auf die man alleine gar nicht gekommen wäre, weil eine andere Person diesen oder jenen Gedanken beigesteuert hat. Deshalb ermutigen wir euch zu folgender dialogischen Methode anstelle einer Predigt einer Einzelperson.

Zwei Expert*innen bereiten sich auf den Text vor und leiten durch die Session. Darunter kann auch gerne eine theologisch ausgebildete Person sein, die Hintergründe aufbereiten kann. Eine gute Vorbereitung bieten bei unserem Jahresthema „Dein Reich komme. gerecht anders leben“ neben den Hintergrundartikeln zum Vaterunser die drei „Trüffelschweinfolgen“ zum Thema Gebet/Vaterunser von Bastian Erdmann und Tilo Schmidt. Hier werden tolle Grundlagen für die Reich Gottes Theologie von Jesus gelegt.

Ablauf der Predigt-Session:

  • Intro: Einführende Worte und Erklärung der Methode von den Expert*innen
  • Lektüre: Bibeltext vorlesen – gern auch zweimal in unterschiedlichen Übersetzungen oder mit einer für alle ausgedruckten Gliederungshilfe
  • Talk: Gesprächszeit in Gruppen (etwa sechs Personen) mit Leitfragen
  • Q&A: Fragezeit aus dem Plenum an die Expert*innen mit möglichst prägnanten Antworten
  • Zusammenfassung: Abschlussgedanken der Expert*innen

Die Gesprächszeit kann z.B. mit folgenden Leitfragen strukturiert werden:

  • Was verstehe ich und was verstehe ich nicht?
  • Wo bleibe ich hängen?
  • Welche Erfahrungen verbinde ich mit diesem Text?
  • Wo vermittelt mir der Text Hoffnung und Trost?
  • Welche Bedeutung kann der Text für mein Leben haben?

Die Fragen und Impulse aus der Gesprächszeit können mündlich in die Fragezeit eingebracht werden. Manchen ist aber geholfen, wenn sie einfach einen Zettel nach vorne reichen können. In der Fragezeit können Fragen verschiedene Ebenen des Textes beleuchten. Ziel muss es sein, die Informationen über den Text zu verbinden mit der Kernbotschaft aus dem Text. Die Abschlussgedanken der Expert*innen sollten keine anschließende Predigt sein, sondern lediglich einen Kerngedanken vertiefen.

Diese Methode kann in der klassischen Predigtzeit eingeplant werden – könnte aber auch weiter über den Gottesdienst gestreckt werden und z.B. durch (thematisch passenden) gemeinsamen Gesang bereichert werden. Zum Vaterunser gibt es mittlerweile viele unterschiedliche Lieder von Klassikern aus Feiern und Loben bis hin zu modernen Worship-Liedern.

Liturgische Elemente

(aus: www.kirchenjahr-evangelisch.de)

Wochenspruch für den 2. Sonntag nach Trinitatis:

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Mt.11,28)

Eingangspsalm Psalm 36

6Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
7Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
8Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder
unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
9Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
10Denn bei dir ist
die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Fürbittegebet

Guter Gott, wir beten für das BUJU mit dem Thema „Travelling Light“.
Wir bringen alles, was uns bewegt zu dir – du hast gesagt:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid;“
Wir bringen dir unsere Last, denn wir wollen mit leichtem Gepäck unterwegs sein.

Wir beten für die vielen Menschen in dieser Welt,
die es nicht leicht haben: Für Menschen im Krieg.
Wir denken stellvertretend an die Ukraine und den Nahen Osten.
Sei bei den Kindern und Jugendlichen, die dort leiden.
Für sie ist das Leben gerade so schwer ist.
Schenk ihnen Momente, in denen sie erleben, dass du ihre Mühsal trägst und sie nicht alleine sind.

Wir beten für junge Menschen in unserem Land.
Viele haben mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen.
Viele spüren bis heute, wie die Pandemie ihre Beziehungen
und ihre Emotionen negativ beeinflusst hat.
Viele haben die Leichtigkeit verloren und suchen nach Halt.
Schenk ihnen Momente, in denen sie erleben, dass du ihre Mühsal trägst und sie nicht alleine sind.

Wir beten für das BUJU. Für alle, die sich in der Mitarbeit einbringen.
Für alle, die sich engagieren und ihre Kraft einsetzen.
Wir beten für die vielen Teilnehmenden. Schenk ihnen tiefe Begegnungen mit dir und miteinander.
Schenk uns Allen Momente, in denen wir gemeinsam erleben, dass du unsere Mühsal trägst und wir nicht alleine sind.

Aaronitischer Segen

Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
4. Mose 6,24-26

Kollekte für das BUJU 2024

Zum GJW-Sonntag laden wir die Gemeinden ein, eine Kollekte für das BUJU zusammenzulegen.

Das Jugendevent in Otterndorf kann für Mitarbeitende nur vergünstigt angeboten werden, weil wir Spenden von vielen Menschen und Gemeinden erhalten. Außerdem ermöglichen wir unbürokratisch eine bezuschusste Teilnahme, wenn sich Familien die Beiträge nicht leisten können.

  • Mit 100 Euro finanziert ihr einen Freiplatz für Gruppenleitende.
  • Mit 150 Euro finanziert ihr einen Freiplatz für Mitarbeitende im Bereich Service und Technik.
  • Mit 200 Euro finanziert ihr einen Freiplatz für Teilnehmende.

Spenden und Kollekten können einfach auf das unten genannte Konto überwiesen werden.

Kontoinhaber: Gemeindejugendwerk
IBAN:DE78 5009 2100 0000 0726 05
BIC: GENODE51BH2
Spar- und Kreditbank Bad Homburg

Verwendungszweck BUJU 2024 – Projekt: 54464

Weitere Infos unter:

Natürlich stellen wir zu Beginn des Folgejahres der Spende eine Zuwendungsbescheinigung aus. Dazu ggf. bitte die Adresse in der Überweisung mit angeben oder einfach eine Nachricht schreiben.

Material und Literatur

Trüffelschwein-Episoden

Weiterführende Literatur

  • Klaus Berger, Das Vaterunser. Mit Herz und Verstand beten. Freiburg im Breisgau, 2014.
  • Papst Franziskus / Marco Pozza, Vater unser. Das Gebet Jesu neu gelesen. München, 2018.
  • Marc Philonenko, Das Vaterunser. Vom Gebet Jesu zum Gebet der Jünger. Mit einem Geleitwort von Martin Hengel. Tübingen, 2002.
  • Helmut Thielicke, Das Gebet, das die Welt umspannt. Reden über das Vaterunser. Stuttgart, 1953.
  • Simon Werner, Was ist Gebet und wozu brauchen wir es? In: Volkmar Hamp / Johannes Krupinski / Andreas Schlüter / Simon Werner (Hrsg.), GLAUBEN | LIEBEN | HOFFEN. Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt. Witten 2021, 132-134.