The Croods - Der GJW Filmtipp

Foto: © 20th Century Fox

Farbenprächtig, temporeich und unterhaltsam gestaltet sich das Abenteuer der Familie Croods, die vor dem Untergang ihrer Steinzeitwelt flieht. Doch der turbulente Animationsfilm bietet nicht nur Spaß, sondern auch erstaunlich viel pädagogischen und religiösen Input.


Eep lebt mit ihrer Familie in einer Höhle, die sie nur bei Tag verlassen darf, um nicht denselben wilden Tieren zum Opfer zu fallen, die auch schon ihre Nachbarn auf dem Gewissen haben. Aber wie jeder Teenager hat auch Eep die Nase voll von scheinbar sinnlosen Regeln und schleicht sich eines Nachts heimlich hinaus. Auf ihrer Entdeckungstour lernt sie Guy kennen, der zu einer weiter entwickelten menschlichen Lebensform gehört und mit einem Trick namens „Feuer“ umgehend ihr Herz höher schlagen lässt. Leider weiß Guy auch zu berichten, dass der Untergang der Welt naht und sich alle auf die Reise nach „Morgen“ begeben müssen, um zu überleben. Eep kann ihre Familie, deren Motto „Alles Neue ist schlecht“ sich nicht unbedingt mit Reiselust verträgt, nur schwer überzeugen, dem jungen Guy in eine unbekannte Zukunft zu folgen. Doch auch Vater Grug muss einsehen, dass er seine Lieben vor dieser Bedrohung trotz aller Körperkraft nicht beschützen kann. Und so begibt sich Familie Croods unter Guys Führung auf einen abenteuerlichen Trip, der sie mit vielen Gefahren aber auch Erkenntnissen konfrontiert.

„The Croods“ besticht durch sein immens fantasievolles Universum, in das der Zuschauer durch den 3D Effekt besonders tief eintauchen kann. Gewöhnungsbedürftig sind jedoch das Tempo und der Slapstickhumor, der mit seiner Darstellung folgenloser Gewalt an wenig pädagogisch wertvolle Cartoons wie „Tom und Jerry“ oder „Roadrunner“ erinnert. Auch lässt die abenteuerliche Reise der Familie Croods dem Publikum wenig Zeit zum Durchatmen und eignet sich daher vor allem für Schulkinder ab 8 Jahren, die der Reizüberflutung und der großen Spannung gewachsen sind.

Mut zur Umkehr
„The Croods“ bietet neben seiner unterhaltsamen Geschichte auch pädagogischen und gar theologischen Stoff für weiterführende Gespräche mit Kindern und Jugendlichen. Eeps Gefühl, alles Schöne sei verboten, spiegelt sicher die Erfahrung vieler realer Altersgenossen wider. Auf der einen Seite wird in den lauernden Gefahren deutlich, dass Vater Grugs strenges Reglement durchaus einen Zweck erfüllt, gleichzeitig jedoch verstehen wir als Zuschauer Eeps Freiheitsdrang. So kann die Situation der Hauptfigur zum Ausgangspunkt für Gespräche über die Legitimität elterlicher Regeln und ihrer Grenzen werden. Weiterhin behandelt „The Croods“ die erste große Liebe. Und auch hier tritt Vater Grug gleichzeitig als Spielverderber und sorgendes Elternteil auf. Er befindet sich in einer sehr realistischen Konkurrenzsituation mit dem jungen Guy. Als Vater ist er plötzlich nicht mehr der unangefochtene Held seiner Tochter, die zunehmend Kritik an ihm und seinem antiquierten Weltbild äußert. Seine Trauer über den vermeintlichen Verlust seiner Tochter und seine Frustration in Anbetracht dessen, dass er den Anforderungen der modernen Welt nicht gewachsen ist, wird auch für die bockigsten Teenager transparent und vermag somit Verständnis für die Elterngeneration zu wecken. Hier ließe sich darüber sprechen, wie sich die Beziehung zwischen Eltern und Kindern im Laufe des Lebens verändert und welche Konsequenzen dies für beide Parteien mit sich bringt.

Neben diesen pädagogischen lassen sich jedoch auch religiöse Themen in „The Croods“ hineinlesen. Die zurückgezogen lebenden Höhlenmenschen müssen viel Mut aufbringen, um sich der Führung eines Mannes anzuschließen, der ihnen auf Grund seiner Andersartigkeit suspekt ist. Guy löst Probleme auf eine ganz neue Weise: Er hat Ideen, bei denen Körperkraft und Gewalt an Bedeutung verlieren. Das Besondere an „The Croods“ ist, dass der Film zwar zwischen den einfachen Höhlenmenschen und dem modernen Guy unterscheidet, allen jedoch die Möglichkeit zur Entwicklung einräumt. Guy führt seine neuen Freunde nicht nur in ein neues Land, sondern auch in ein neues Leben und wird damit zu einer unkonventionellen Jesus-Figur. Wenn Grug sich in einer Notlage fragt „Was würde Guy tun?“, erinnert das tatsächlich ein wenig an den Leitsatz „What would Jesus do?“ („Was würde Jesus tun.“). So ist die Reise der Croods auch mit einer Bekehrung vergleichbar. Die Familie entscheidet sich, einen neuen Weg einzuschlagen und Altes hinter sich zu lassen. „The Croods“ ist ein Film darüber, wie viel Mut eine solche Umkehr voraussetzt. Damit motiviert der Film, über die eigenen wegweisenden Entscheidungen im Leben nachzudenken. Wann habe ich beschlossen, mit Jesus einen neuen Weg einzuschlagen? Was waren oder sind meine Ängste und Hoffnungen? Welche Abenteuer habe ich mit Jesus erlebt, die mich bestärkt haben oder zweifeln ließen? Wie kann ich anderen Mut machen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen?

Neben diesen ernsten Gesprächsansätzen ist „The Croods“ vor allem ein durch und durch empfehlenswertes Kinovergnügen, an dem Kinder unterschiedlichen Alters ebenso Spaß haben, wie ihre erwachsenen Begleitpersonen.

Sophie Charlotte Rieger

Eine weitere Kritik zu „The Croods“ findet ihr bei kino-zeit.de