Engagiert für den Kindesschutz!

Stellungnahme des Gemeindejugendwerks (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (BEFG) zur Veröffentlichung „Christliche Religiosität und elterliche Gewalt“ des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN)

Jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Völlig unabhängig von Religiosität und Kirchenzugehörigkeit der Eltern, darf Religion in keinem Fall als Rechtfertigung für Gewalt gegen Kinder missbraucht werden. Dabei geht es nicht nur ums Schlagen, sondern um jegliche Formen der Gewalt, also auch seelische und geistliche Gewalt.

Unser biblischer Maßstab für den Umgang mit Kindern ist Jesus Christus: Schon zu einer Zeit als Kinder überhaupt keine gesetzlich verankerten Rechte besaßen, schickt er sie nicht weg, sondern macht sie den Erwachsenen zum Vorbild. Er wendet sich ihnen freundlich zu, nimmt sie ernst und segnet sie.  

Diese wertschätzende und schützende Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen hatte im GJW schon immer einen hohen Stellenwert. Seit 2008 gibt es die Initiative „Sichere Gemeinde“, die systematisch und gezielt Strategien entwickelt, um das Kindeswohl und die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken, sie über ihre Bedürfnisse sprachfähig zu machen und diese Bedürfnisse dann auch ernst zu nehmen.

Christian Rommert, Leiter des Gemeindejugendwerks des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland: „‚Sichere Gemeinde’ sensibilisiert unsere haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden, Anzeichen von erlebter Gewalt und Missbrauch bei Kindern zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Gleichermaßen schulen wir unsere Mitarbeitenden, wie sie in der Gemeindearbeit die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen vermitteln, dass sie ihre Rechte auch außerhalb des Gemeindekontextes gegenüber Erwachsenen einfordern dürfen.“

Seit 2008 wurden über 2.000 ehrenamtlich Mitarbeitende in den Gemeinden des BEFG gezielt geschult, um ihnen Fachkompetenz auf diesem Gebiet zu vermitteln. Seit 2009 ist für Mitarbeitende bei größeren GJW-Veranstaltungen eine Schulungseinheit zum Thema Kindeswohl verpflichtend vorgeschrieben. Für den Fall, dass unsere Mitarbeitenden Kindeswohlgefährdung konkret miterleben oder vermuten, wurden in den einzelnen Bundesländern Vertrauenspersonen benannt, die mit konkreten Tipps zum Vorgehen und Verhalten weiterhelfen.

2012 hat „Sichere Gemeinde“ das Heft <media 37452 - - "TEXT, 2012 Kinder-Flyer-mail, 2012_Kinder-Flyer-mail.pdf, 310 KB">„Wenn ich mal nicht weiter weiß... Infos und Tipps für Kids</media>“ herausgegeben, worin in kindgerechter Sprache erklärt wird, welche Rechte Kinder und Jugendliche haben. Explizit wird beschrieben, dass kein Erwachsener ein Kind schlagen darf, auch kein Familienmitglied. Wenn Kinder zu Hause geschlagen werden oder erkennen, dass ihre Rechte in anderer Art und Weise verletzt werden, liefert das Heft konkrete Tipps, wie und bei wem sie Hilfe suchen können.

Bereits 2010 gab „Sichere Gemeinde“ für Eltern die Broschüre „<media 33214 - - "APPLIKATION, Elternkurse mail, Elternkurse_mail.pdf, 296 KB">Elternkurse. Auf dem Weg zur starken Familie</media>“ heraus, in dem Angebote vorgestellt werden, die Eltern darin unterstützen, dass gewaltfreie Erziehung gelingt.

Juliane Neumann-Schönknecht, Vorsitzende des Fachkreises Sichere Gemeinde: „Seit fünf Jahren arbeitet „Sichere Gemeinde“ an vielen verschiedenen Stellen, um entschieden gegen jegliche Gewalt gegen Kinder Stellung zu beziehen, die Rechte von Kindern zu stärken und das Thema Kindeswohl immer mehr in der Gemeindearbeit zu etablieren. Uns ist wichtig, am Thema dranzubleiben und unsere Expertise kontinuierlich weiterzuentwickeln, nicht nur dann, wenn das Thema gerade eine hohe mediale Aufmerksamkeit erfährt.“

Mediale Aufmerksamkeit erhielt das Thema in der vergangenen Woche im Rahmen einer Veröffentlichung des KFN. Aus Analysen von Studien aus den Jahren 2007/2008 und 2011 wird geschlossen, dass der Anteil gewaltfrei erzogener Schüler in Familien aus evangelischen Freikirchen mit zunehmender Religiosität linear abnehme und der Anteil der Schüler mit schwerer Gewalterfahrung fast linear zunehme.

In der Veröffentlichung wird als Sammelbegriff für die sehr heterogene Landschaft der evangelischen Religionsgemeinschaften mit freikirchlichem Hintergrund der Begriff „evangelisch-freikirchliche Gemeinden“ verwendet. Das ist irreführend. Die Bezeichnung Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde ist der Name von Gemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.

Die Studie wird zudem der großen Heterogenität der freikirchlichen Gemeinschaften nicht gerecht. In der Stichprobe der Studie von 2007/2008 waren 431 Schüler mit freikirchlichem Hintergrund vertreten, in der Studie von 2011 sogar nur 124 Personen. In der zweiten Studie wird in der Befragung zwar zwischen verschiedenen evangelischen Freikirchen differenziert, in den Ergebnissen wird diese Differenzierung aber nicht dargestellt. Aus einer so kleinen Gruppe lineare Zusammenhänge über die sehr große und heterogene freikirchliche Kirchenlandschaft abzuleiten, ist wissenschaftlich unseriös. Wenn dann noch eine – wie im letzten Absatz beschrieben – unpräzise Begrifflichkeit die Ergebnisse so darstellt, als würden sich diese auf eine konkrete Freikirche beziehen, verstärkt dies den Eindruck eines wissenschaftlich unsauberen Arbeitens.


Weiterführende Informationen und Material:

www.sichere-gemeinde.de

 

Wenn ich mal nicht weiter weiß... Infos und Tipps für Kids

<media 37452 - - "TEXT, 2012 Kinder-Flyer-mail, 2012_Kinder-Flyer-mail.pdf, 310 KB">www.gjw.de/fileadmin/user_upload/elstal/bilder/allgemein/Sichere_Gemeinde/2012_Kinder-Flyer-mail.pdf</media>

 

Elternkurse. Auf dem Weg zur starken Familie

<media 33214 - - "APPLIKATION, Elternkurse mail, Elternkurse_mail.pdf, 296 KB">www.gjw.de/fileadmin/user_upload/elstal/downloads/Elternkurse_mail.pdf</media>