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Der GJW-Filmtipp im September

Gefahren im Netz und Inklusion auf dem Meeresgrund

Das Internet ist nicht nur ein virtueller Raum unbegrenzter Möglichkeiten, sondern als Gefahrenquelle auch mit Vorsicht zu genießen. Eine entsprechende Medienpädagogik für Kinder und Jugendliche findet nach wie vor nur selten statt. Umso schöner, dass mit „Nerve“ und „Snowden“ nun gleich zwei Filme in die Kinos kommen, die einen Diskurs über dieses Thema anstoßen. Außerdem gibt es für die jüngeren Kinofans das neuste Disney-Pixar-Abenteuer.

 

„Nerve“

„Nerve“ ist der Name eines Online-Handy-Spiels, bei dem die Zuschauer_innen den Teilnehmer_innen immer schwierigere Aufgaben stellen. Wer scheitert oder den Mut verliert, fliegt raus. Den Gewinner_innen aber winkt das große Geld. Die schüchterne Vee will sich eigentlich nur einmal vor ihrer Clique beweisen, gerät aber schnell in den Strudel des Wettbewerbs und schließlich in Lebensgefahr. Der auf ein jugendliches Publikum zugeschnittene Actionfilm sensibilisiert auf unterhaltsame und spannende Weise für die Themen virtueller Selbstdarstellung, Konkurrenzdenken in Sozialen Medien, Cybermobbing und Datensicherheit. Damit liefert er die ideale Grundlage um mit Jugendlichen ab 12 Jahren darüber ins Gespräch zu kommen, wie wir uns im Internet verhalten, was wir von uns preisgeben und welche Konsequenzen dieses Nutzungsverhalten haben kann. Gleichzeitig führt „Nerve“ seinem Publikum den eigenen Voyeurismus vor Augen, denn die Kinozuschauer_innen sind ebenfalls Teil des Spektakels, in dem die Jugendlichen auf der Leinwand ihr Leben riskieren. Was fasziniert uns eigentlich so daran, die Grenzerfahrungen anderer zu beobachten? Gelten in den Weiten des Internets andere Verhaltensnormen? Welche sind das, wie kommen sie zustande und wie sähe unsere Welt aus, wenn wir uns im Leben genauso verhalten würden wie im Internet?

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Kinostart: 8. September 2016

 

Snowden

Edward Snowden ist neben Julian Assange nicht nur ein bekannter Whistleblower, sondern schon jetzt ein echter Held der Gegenwart. Aber wie ist der schüchterne IT-Fachmann eigentlich zum US-amerikanischen Geheimdienst gekommen und weshalb entschied er sich dazu, die weltweite Bespitzelung der Bevölkerung durch CIA und NSA öffentlich zu machen? Diesen Fragen geht Oliver Stone in seinem neuen Film leider nur recht oberflächlich nach, kann aber hierdurch auch ein breites Publikum ansprechen. Vorwissen braucht es also nicht, weder technisch noch politisch, um dem filmischen Portrait von Edward Snowden folgen zu können. Da der Film jedoch weitgehend auf eine Spannungsdramaturgie verzichtet und seine Geschichte vornehmlich über Dialoge erzählt, eignet sich Snowden eher für jugendliches Publikum ab 16 Jahren. Die Anknüpfungspunkte für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ähneln jenen von „Nerve“, können aber durch die politische Komponente des Films komplexer verhandelt werden. Muss ich mir über die Sicherheit meiner Daten auch Gedanken machen, wenn ich nichts zu verbergen habe? Und weshalb? Ist mir der Schutz vor Terrorismus wrklich wichtiger als meine Privatsphäre? Und wer darf das entscheiden? Weshalb sieht Edward Snowden seine Enthüllung auch als Dienst an der Demokratie? 

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Kinostart: 22. September 2016

 

Findet Dorie?

Erinnert ihr euch noch an Dorie? Dorie war der blau-gelbe, vergessliche Fisch, der Nemos Vater auf seiner Reise durch den Ozean begleitete. Nun ist es Dorie, die verschwindet. Einem plötzlichen Geistesblitz folgend begibt sie sich auf die Suche nach ihren Eltern, freundet sich mit einem griesgrämigen Oktopus an und erlebt so manches Abenteuer.„Findet Dorie“ ist für junge Kinozuschauer ab sechs konzipiert. Die Handlung kommt schnell in Schwung und spannende wie auch gruselige Momente werden umgehend mit einer komödiantischen Einlage entschärft. Auch der Humor ist auf die Kleinsten zugeschnitten, zaubert aber auch den erwachsenen Begleitpersonen ein Lächeln aufs Gesicht.Im Kern handelt „Findet Dorie“ von Inklusion. Dorie hat „Gedächtnisschwund“, im Grunde also eine Lernschwäche. Deshalb wird sie von den anderen Fischen ausgegrenzt. Kein Wunder, dass Dorie inzwischen kein Selbstbewusstsein mehr hat. Auf ihrer Reise aber lernt sie, in die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Und als Zuschauer_innen begreifen wir, was unsere Worte in den Herzen anderer Menschen anrichten, aber auch wie wir einander Mut zusprechen können. Zusammen ist alles leichter und „anders“ zu sein, ist vor allem eines, nämlich unheimlich bereichernd für uns alle – so die pädagogisch wertvolle Botschaft der Geschichte. Wie begegnen wir den Menschen, die etwas nicht so gut können? Wie können wir Menschen mit Behinderung in unsere Gemeinde, unseren Freundeskreis oder unsere Schulklasse integrieren? Und wie gehen wir mit unseren eigenen Schwächen um?

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Kinostart: 29. September 2016

Ein Artikel von Sophie Charlotte Rieger 
(www.filmloewin.de)