Forum und Ausstellung "15 Jahre Sichere Gemeinde"

Dokumentation von der Bundesratstagung 2024, Kassel

Dokumentation Forum

Begrüßung und Einführung

Anna Eberbach vom GJW Fachkreis Sichere Gemeinde ist Gastgeberin des Forums. Sie begrüßt die Teilnehmenden und gibt zu Beginn eine Trigger-Warnung. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden Formen der Gewalt, auch sexualisierter Gewalt, thematisiert. Anna Eberbach weist auf ein Seelsorgeangebot hin und erläutert: Wir wünschen uns einen respektvollen, grenzwahrenden Umgang miteinander. Heute sind auch von Gewalt betroffene Menschen anwesend, darum achtet bitte auf die Grenzwahrung für euch selbst und gegenüber anderen.  

In diesem Forum, so führt sie aus, halten wir inne, wir hören, was 15 Jahre Sichere Gemeinde im Bereich der Prävention bewegt hat. Wir hören und lernen kennen, was im Bereich der Intervention durch die unabhängige Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt geschieht. Und wir nehmen wahr, welche Themen und Fragen im Bereich der Aufarbeitung auf uns warten. Wir wollen aber nicht nur zurückschauen und aktuelles wahrnehmen, sondern auch mit euch gemeinsam nächste Schritte gehen, um die Zukunft unseres Bundes mitzugestalten.

Anja Bloedorn wird als Anwältin des Publikums vorgestellt. Sie vertritt die Interessen der Forumsteilnehmenden und bringt deren Fragen und Gedanken ein. Anschließend leitet Anna Eberbach zu einem ersten Input zum Thema Prävention über.

Prävention: Input und These

Jason Querner, Referent für die Arbeit mit Kindern in der GJW Bundesgeschäftsstelle des BEFG in Elstal

15 Jahre Präventionsarbeit. Ein guter Moment, um zu danken, was entstanden ist. Um zu beklagen, was wir nicht verhindern konnten. Um nach vorne zu schauen, um besser zu werden.

Als 2009 auf dem Bundesrat in Hamburg die Kampagne „Auf dem Weg zur sicheren Gemeinde“ vorgestellt wurde, war der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Machtmissbrauch in Gesellschaft und Politik kein Thema. Mit Fokus auf die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen waren bei Sichere Gemeinde von Anfang auch körperliche, emotionale und geistliche Gewalt im Blick.

Um es einmal ganz klar am Anfang zu sagen; in den allerallermeisten Fällen ist sexualisierte Gewalt eine geplante Tat. Sie missbraucht strukturelle Schwächen eines Systems und geht deshalb uns alle etwas an, vor allem aber die Leitungsebene. Sie hat die Macht, Strukturen und Kultur innerhalb eines Systems zu verändern.

Als dann ein Jahr später 2010 Berichte über Sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch und deren Vertuschung im Kontext der katholischen Kirche öffentliche Aufmerksamkeit bekamen, gab es im GJW bereits einen Arbeitskreis Sichere Gemeinde, es gab zwei Materialhefte, eine Broschüre zu Elternkursen, es wurde unglaublich viel Schulungsarbeit geleistet und ein Verhaltenskodex für Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. 

Hervorzuheben ist an dieser Stelle die inhaltliche Qualität dieses Verhaltenskodex, der bis heute - bis auf kleine sprachliche Änderungen - genauso ist, wie vor 15 Jahren. Vor jeder Veranstaltung im GJW wird dieser ins Bewusstsein gerufen und reflektiert. Zahlreiche Kirchen und Organisationen haben Selbstverpflichtungserklärungen und Kodizes auf Basis unserer Arbeit entwickelt. Man könnte sagen, sie haben abgeschrieben; und der Sache wegen finden wir das richtig gut! In eurem Umschlag findet ihr ein Exemplar unseres Kodex. Darin ist beschrieben, warum das Arbeiten mit einem Kodex so enorm wichtig ist.

Zurück zu den Anfängen, die ich an dieser Stelle einmal würdigen möchte. Hervorheben möchte ich die Pionierarbeit, die in den ersten Jahren durch die Mitglieder des Arbeitskreises und später Fachkreises Sichere Gemeinde geleistet wurde. Es gab ja kaum Literatur oder Expertise in Politik, Kirche und Gesellschaft. Juliane Neumann-Schönknecht war Referentin im GJW Baden-Württemberg und machte Gewalt an Kindern zum ersten Mal überhaupt im GJW zum Thema. Danke! In der GJW Bundesgeschäftsstelle Elstal waren vor allem Christian Rommert und Volkmar Hamp eine starke Unterstützung für die vielen Ehrenamtlichen, die sich engagiert haben.

In den Jahren danach wurden in allen Landes-GJWs Vertrauenspersonen installiert. Insgesamt vier Fachtage wurden in Kassel und Bochum veranstaltet und zahlreiche Publikationen veröffentlicht. In der Ausstellung zum Jubiläum könnt ihr euch zur Historie informieren und staunen, was in den letzten Jahren entstanden ist. Vielleicht wollt ihr dort auch für die Arbeit beten oder spenden.

Kennzeichnend für unsere Präventionsarbeit, auch im Kontrast zu den großen beiden Kirchen Deutschlands sind zwei Faktoren.

  1. Prägend für unsere Kirche ist der Kongregationalismus. Das heißt, die Ortsgemeinde ist autonom in allen ihren Entscheidungen. Was in vielen Bereichen großartig ist, wird in Themen, wie Gewaltprävention zur riesen Herausforderung. Denn wir können Kinderschutz den Gemeinden nicht verordnen. Das höchste Maß, das wir als Bundesrat im Jahr 2021 erreichen konnten, ist eine Empfehlung an alle Gemeinden, mit Kodex und Erweitertem Führungszeugnis zu arbeiten und Mitarbeitende schulen zu lassen.

    Hier würde ich mir mehr Durchgriffsrecht wünschen. Detlev Zander, Sprecher der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum der EKD hat bei der Vorstellung der EKD ForuM-Studie im Januar 2024 gesagt: „Der Föderalismus in der Evangelischen Kirche ist ein Grundpfeiler für sexualisierte Gewalt. Ihr wird Tor und Tür geöffnet. Der Föderalismus in der Evangelischen Kirche verhindert auch Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.“

    Detlef Zander spricht hier die Gliederung in einzelne Landeskirchen an, von der die eine nicht weiß, was die andere macht. Bei uns im Bund ist dieser Faktor noch gravierender! Noch immer gibt es Gemeinden, die nichts machen – trotz der Empfehlungen und vielen Angebote. Es gibt Aufgaben einer Kirche, die darf man nicht dem Gutwillen Einzelner überlassen. Prävention von Gewalt und Machtmissbrauch braucht starke Führung, verpflichtende Gesetze und professionelle sowie externe Unterstützung - immer. Und wenn wir es den Gemeinden nicht verordnen können, müssen wir wenigstens den Überbau unseres Bundes stärken.

  2. Im Kontrast zu den großen beiden Kirchen fußt unsere Präventionsarbeit auf einem starken und breiten ehrenamtlichen Engagement. Die Chance ist, dass das Thema somit stark in die Breite geht, viele erreicht werden; neue Perspektiven immer wieder hineinkommen.

    Die Herausforderung ist, dass Wissen schnell verloren geht und fachliche Expertise immer wieder neu mühsam erarbeitet werden muss. Das macht unser System sehr anfällig. Während sich der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt gesellschaftlich und politisch stark weiterentwickelt hat, kommen wir kaum hinterher – weil uns zeitliche und fachliche Ressourcen fehlen. Im Vergleich sind wir ein Stück weit abgehängt.

Für die Zukunft braucht der Kinderschutz und die Gewaltprävention in unserem Bund eine Stärkung. Deshalb geht mein Appell in Richtung der Leitungsebene – denn sie hat die Macht, Struktur und Kultur zu verändern.

These: Das Präsidium unseres Bundes möge über die aktuellen Kapazitäten in den verschiedenen GJWs hinaus zentral eine Person zu Fragen des Kinderschutzes und der Gewaltprävention im BEFG anstellen.

Prävention braucht Fachlichkeit. Prävention braucht Verstetigung. Prävention braucht eine direkte Anknüpfung an die Kirchenleitung. Gewalt und Machtmissbrauch fußt auf strukturellen Schwächen – doch wir können etwas tun. Prävention schafft Veränderung!

Intervention: Input und These

Reinhard Herrmann, Unabhängige Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt

Stellen Sie sich bitte mal vor, Sie säßen nach einem arbeitsintensiven und erfolgreichen Tag in ihrem Büro. Zufrieden mit dem, was gerade so in der Gemeinde läuft. Die neuen Projekte, die Stimmung in der Mitarbeiterschaft, der Zusammenhalt im Ältestenkreis.

Ihr Telefon klingelt, Sie melden sich und hören meine Stimme: „Guten Tag, mein Name ist Reinhard Herrmann. Ich bin unabhängiger Verfahrensbegleiter in der Anlaufstelle für sexualisierte Gewalt in der BEFG.“

Was würden Sie spontan denken? Wer? Was? Anlaufstelle? Habe ich noch nie gehört!

Bevor Sie etwas sagen können, hören Sie: „Ich möchte gerne einen Termin mit Ihnen und zwei weiteren Personen aus Ihrem Ältestenkreis machen. Ich komme gerne zu Ihnen. Planen Sie bitte etwa 2 Stunden für unser erstes Gespräch ein.“

Was will der Anrufer von mir? Verwählt? Scherzanruf? Verwechselung? Zwei Stunden? Erstes Gespräch?

Schon wieder rede ich in Ihre Gedanken hinein: „Ach ja, ich hätte noch gerne das aktuelle Schutzkonzept ihrer Gemeinde. Gerne auch per E-Mail.“

Sie wieder: „Aha, bestimmt sowas wie ein TÜV für Schutzkonzepte! Da waren wir sehr früh dabei. Das muss ich suchen, werde ich sicherlich finden.“

So ähnlich könnte ein erster Kontakt zu Ihnen sein. Bei den Kontakten mit den Gemeinden erlebe ich ein großes Erschrecken, dass etwas in ihren Reihen geschehen sein soll. Bei der Offenlegung der Namen ungläubige Ablehnung und erst im Laufe der Gespräche die bestürzende Erkenntnis, wie schwerwiegend die Ereignisse wirklich sind. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass eine Gemeinde erschüttert und verändert aus diesem Prozess herausgeht.

Wenn jemand aus unserem Team der Anlaufstelle bei einer Gemeinde oder Dienststelle anruft, haben wir bereits einen Teil unserer Arbeit  getan – nicht den zeitlich größten, aber einen emotional äußerst schwierigen.

Die Anlaufstelle nimmt Meldungen von Personen entgegen, die sexualisierte Gewalt im Kontext einer Gemeinde bzw. Dienststelle des BEFG erlebt hat. Betroffene bzw. Personen aus deren Umfeld erreichen uns bisher über N.I.N.A. e.V. (Hotline der Bundesregierung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche). Wir sind gerade dabei, dies für betroffene Erwachsene auszuweiten und direkte Zugänge per Mail bzw. Kontaktformular auf der Homepage zu installieren. Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass die Zahl der Fälle deutlich höher ist, als das, was uns als Meldungen erreicht. In der Statistik (s. UBSKM) wird davon ausgegangen, dass jeder siebte bis achte Erwachsene sexuelle Gewalt in der Kindheit erlebt hat, bei Frauen geht man von jeder fünften bis sechsten Frau aus.

Die Meldungen von Betroffenen laufen als Erstes bei einer Kollegin auf, die als Koordinatorin nach einer ersten Prüfung das Verfahren innerhalb des Teams verteilt. Die Verfahrensbegleitung, die den Fall zugewiesen bekommt, nimmt Kontakt zur betroffenen Person auf und vereinbart einen Vor-Ort-Termin. In dem Termin hören wir uns den Bericht an, stellen Rückfragen und dokumentieren alles wertungsfrei. Am Ende steht ein Protokoll über die berichteten Ereignisse, das von allen unterschrieben wird.

Danach erfolgt der eingangs beschriebene Anruf bei der Gemeinde, bei dem weder die Namen der betroffenen noch der beschuldigten Person genannt werden.

Erst bei dem persönlichen Treffen in der Gemeinde erfahren Sie die Namen, einen zusammengefassten Bericht aus dem Protokoll und detaillierte Erläuterungen der Täterstrategien im vorgetragenen Fall. Wir nehmen uns die Zeit, alle Ihre Fragen zu beantworten. Wir vereinbaren die weiteren Schritte, die als nächstes anstehen. Das ist dann von Fall zu Fall sehr verschieden. Bei akuten Fällen, in denen der Täter noch aktiv in der Gemeinde unterwegs ist, sieht dies sehr anders aus, als wenn ein Fall bereits Jahre zurück liegt. In beiden Fällen legen wir aber Wert auf eine offenen und gründliche Be- und Aufarbeitung. Nur so können präventiv die Lücken geschlossen werden, die es Täter*innen in den Gemeinden ermöglichen, unbemerkt aktiv zu sein. Und gerade die offene Bearbeitung ermutigt andere, denen Ähnliches passiert ist, sich zu zeigen und Vorfälle zu melden.

Warum ist das alles so wichtig? Betroffene Personen haben oft einen langen und schmerzhaften Weg hinter sich, bei dem sie kein Gehör für ihr Erlebtes gefunden haben. Nicht selten ist es ihr fünfter, sechster oder siebter Anlauf, wenn sie bei uns landen, erstmalig gehört werden und ihnen geglaubt wird. Viele haben lange Zeit – z.T. mehrere Jahre - gebraucht, um überhaupt mit jemanden über die Ereignisse sprechen zu können. Wir sind keine Beratungsstelle und können auch nicht therapeutisch begleiten. Die Ziele unserer Arbeit sind, Betroffenen Gehör zu verschaffen, Geschehenes zu dokumentieren, Meldungen an die leitenden Personen zu geben und einen Prozess einzuleiten, der Täter und Täterinnen stoppt und die Qualität der vereinbarten Maßnahmen sichert.

Wie geht es weiter? Am 10.04.2024 hat die VEF-Mitgliederversammlung über ein Konzept für gemeinsame Standards und zur Einrichtung einer Anlaufstelle für Freikirchen entschieden. Der überwiegende Teil wird teilnehmen, einige sind aktuell noch in der Klärungsphase.

These: Wir begrüßen, dass die Anlaufstelle erweitert wurde für alle Personen, die von sexualisierter Gewalt in unserem Bund betroffen sind. Das Forum „15 Jahre sichere Gemeinde“ spricht sich dafür aus, dass die Anlaufstelle auf alle Formen der Gewalt ausgeweitet wird.

Aufarbeitung: Input und These

Anna Eberbach: Nach den beiden Inputs zur Prävention und zur Intervention können wir euch keine Person präsentieren, die für das Thema Aufarbeitung in unserem Bund steht. Hier haben wir eine Lücke. Das wollen wir einmal deutlich machen. Wir haben darüber nachgedacht, wie wir diese Lücke füllen können, ob wir jemand extern einladen; einfach, um diese Lücke zu schließen. Können wir aber nicht. Sie ist da. Wir wollen aber auf die Stimmen Betroffener hören. Wir haben Aussagen aus der EKD ForuM-Studie herausgenommen und lesen diese unkommentiert vor.

Aus dem Publikum heraus werden Zitate vorgelesen.

Zitat 1 aus der ForuM-Studie „Ich bin dann immer öfter, monatlich mindestens einmal, zu ihm in die Seelsorge gegangen. Und der Ablauf war immer gleich. Dass ich also erzählt habe, was mir zu schaffen macht. Das waren natürlich nicht nur sexuelle Dinge, sondern alle möglichen Problemlagen, über die man sich ausgetauscht hat. Und es ist nicht so, dass er dann immer die Antwort hatte. Auch im Gespräch klärt sich vieles und das war gut. Das Problem der Seelsorge war, dass [H.P.] durch sie meines Erachtens Menschen ganz an sich gebunden hat. So. Und ich war dann regelrecht abhängig. Im Nachhinein denke ich, es war fast eine sektenhafte Abhängigkeit“ (S. 240)

Zitat 2 aus der ForuM-Studie „aber er hat eigentlich sofort seine (.) Machtkeule rausgeholt und gezeigt ähm (.) dass ich an ganz dünnem Faden hänge und das hat er sowieso immer gemacht (.) ähm er hat ganz häufig (.) also er hat mir ja irgendwie ähm (3) öfter mal also öfter mal heißt vielleicht zwischen dreizehn vierzehn und fünfzehn, sechzehn (.) öfter mal gesagt wie wichtig ich ihm bin also doch schon öfter und (.) einmal eben ja auch da war ich dann fünfzehn glaube ich da er mich ja umarmt ganz eng […] also ganz weit weg von allen richtig total abgeschlossen (.) ähm mich total eng an sich gedrückt und mir gesagt dass er mich liebt.“ (S. 280)

Zitat 3 aus der ForuM-Studie „Und es hat sich nie gut angefühlt, aber ich hätte das anfangs überhaupt nicht in Worte fassen können, was nicht stimmt und was der von mir will im ersten Moment, weil in mir hat’s auch erstmal nichts ausgelöst. Und das fing auch, denke ich, harmlos an, so bei Begrüßungsumarmungen oder Küssen auf die Backe so, auf die Wange (lacht), da ist ja erstmal auch nichts gegen einzuwenden.“  (S. 432)

Zitat 4 aus der ForuM-Studie „… dass das für mich einfach so schwer greifbar war, also so zwischen, ähm, ja, zwischen klar spüren, das war jetzt eine Schweinerei, und andererseits hat es ja auch keinen interessiert. Es hat weder die Polizei interessiert, noch hat es die Vorgesetzten interessiert, noch meine Mutter hat es interessiert. Also im Grunde genommen hat das keinen Menschen interessiert. (…) Also ich habe es wirklich, ich habe es wirklich erst geschafft, ähm, wirklich erst nach der Therapie oder nach dieser längeren – und da war ich ja sicher schon, ja, Ende 40 oder so was“ (S. 438)

Zitat 5 aus der ForuM-Studie „Und vor allen Dingen, dann kam ein Satz,  den ich dann noch mehrmals in anderen Kontexten hörte, man müsse doch verschwiegen und diskret mit dem Thema umgehen. Verschwiegen und diskret. Das muss ich hier nicht auf die Goldwaage legen, verschweigen heißt vertuschen, und diskret sein heißt, Betroffene, haltet am besten die Klappe, das schadet auch euch, wenn ihr drüber redet“ (S. 457)

Zitat 6 aus der ForuM-Studie …sodass sich der Betroffene im Zuge seiner eigenen Auseinandersetzung und Aufarbeitung dazu entschloss, das Erlebte und den Beschuldigten zu melden. Erst zwei Monate später erhielt der Betroffene – selbst im diakonischen Dienst – eine Reaktion: „[…] mit Betroffenheit habe ich Ihre beiden Schreiben vom [Datum] zur Kenntnis genommen. Sie erheben Vorwürfe wegen jahrelanger sexueller Belästigung und sexuellen Missbrauchs gegen Herrn [Name Beschuldigter]. Eine Bewertung Ihrer Vorwürfe ist mir nicht möglich und ich bin dafür auch nicht zuständig, zumal Sie in den mir zugesandten Schreiben auf nähere Angaben verzichten. Soweit nicht bereits erfolgt, müssten Sie gegebenenfalls dafür rechtliche Schritte einleiten. Ich werden Herrn [Name Beschuldigter] Ihre Schreiben zur Kenntnis geben, um ihm die Möglichkeit der Auseinandersetzung damit zu geben“ (S. 493)

Quelle: https://www.forum-studie.de/wp-content/uploads/2024/02/Abschlussbericht_ForuM_21-02-2024.pdf

These: Gute Präventionsarbeit ist auf Aufarbeitung angewiesen. Das Forum „15 Jahre Sichere Gemeinde“ spricht sich für einen konsequenten und ganzheitlichen Umgang mit Gewalt und Machtmissbrauch aus. Das Präsidium möge Möglichkeiten zur Aufarbeitung entwickeln.

Rückfragen und Statements aus dem Forum

Anja Bloedorn, Anwältin des Publikums, bedankt sich für die rege Beteiligung der Teilnehmenden des Forums. Viele Fragen und Gedanken wurden notiert, von denen sie aus Zeitgründen nur einige vorträgt.

Rückfragen zum Thema Prävention

„Nach meiner Erfahrung kenne ich Gewalt gegen Kinder eher aus dem häuslichen Umfeld. Einfluss aus der Gemeindeleitung ist eher begrenzt.“
Jason Querner: Es gibt einfach mehr Familien in Deutschland als Gemeinden. Gewalt in Familien ist medial präsenter und Gewalt in der Gemeinde ist eher ein Nischenthema. Gewalt tritt in Abhängigkeitsstrukturen auf und dort, wo man sich kennt, ein familiäres Umfeld besteht. Beides finden wir auch in der Gemeinde. Ich wünsche Gemeindeleitungen den Mut, die ihr übertragene Macht einzusetzen und Strukturen zu verändern. Gemeindeleitung hat das Potential den Gemeindemitgliedern den Rahmen vorzugeben, wie man miteinander umgehen soll.

„Wer in der Bundesleitung ist verantwortlich für Grenzverletzungen? Eine Person sollte sich dafür verantwortlich fühlen und Ansprechperson sein.“
Jason Querner: Dazu kann ich nichts sagen.
Dorthee Oesemann (Präsidium) aus Publikum: Im Präsidium gibt es dafür keine Zuständigkeiten.

„Wie sieht es mit anderen Schutzbefohlenen aus, z.B. ältere Menschen?“
Jason Querner: Wer sich mit Gewalt beschäftigt, merkt schnell, dass man viele vulnerablen Gruppen in den Blick nehmen kann. Das GJW hat junge Menschen im Blick. Andere Personengruppen sollten auch in Blick genommen werden. Dafür braucht es mehr Ressourcen bei uns im Bund.

Rückfragen zum Thema Intervention

„Übersteigt die angedachte Ausweitung auf alle Formen der Gewalt nicht die Kapazität? Müsste nicht gleichzeitig eine Personalaufstockung geprüft werden inkl. Finanzierung?“
Reinhard Herrmann: Ja, bisher sind nicht genug Kapazitäten für eine Ausweitung der unabhängigen Anlaufstelle auf alle Formen der Gewalt vorhanden. Es braucht zunächst einen Beschluss, z.B. vom Bundesrat, damit man ins Handeln kommen kann.

„Vermittelt die Beratungsstelle oder bleiben die Opfer nach der Aussprache allein mit ihrer Situation? Wie präsent seid ihr in den sozialen Medien/Internet, damit Opfer euch finden können?“
Reinhard Herrmann: Manche Betroffene sind schon in Therapie, das ist sehr hilfreich für Arbeit der Anlaufstelle. Ansonsten werden Kontaktadressen für Therapie weitergegeben. Die Mitarbeitenden der Anlaufstelle können/dürfen das nicht in eigene Hände nehmen. Die Anlaufstelle ist noch nicht in den sozialen Medien aktiv, es gibt aber Überlegungen. Die Anlaufstelle ist aber z.B. hier im Forum präsent, um aufmerksam zu machen.
Jason Querner: Ihr seid Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in eurem Umfeld und in euren Gemeinden. Material z. B. für Gemeindebriefe können über www.befg.de/anlaufstelle angefragt werden.

Rückfragen zum Thema Aufarbeitung

„Wie kann ein guter Rahmen geschaffen werden, in denen Menschen ihre Geschichte erzählen können?“
Anna Eberbach: Sichere Orte schaffen. Öffentliche Anlaufstelle bzw. Anlaufpersonen schaffen.
Jason Querner: Man kann in der Gemeinde sogenannte „Vertrauenspersonen“ installieren, die keine Leitungsfunktion inne haben sollten. Es sollten Personen sein, die mit der Konfrontation von Anfragen nicht überfordert sind. Betroffenen Gehör verschaffen funktioniert z.B. über das Format eines Hearings, einer öffentlichen Veranstaltung, bei der Betroffene ihre Geschichte erzählen können, wenn sie mögen anonym. Andere Kirchen haben Betroffenenräte, die sich auch die Geschichten von Betroffenen anhören.

„Wie geht Transparenz und Schutz von Opfern?
Reinhard Herrmann: Betroffene benötigen Unterstützung auch durch Therapie. In der Gemeinde gibt es den klaren Grundsatz: Der Täter geht und das Opfer bleibt!

Offenes Mikrofon

Anschließend erhalten die Teilnehmenden des Forums Gelegeneheit sich zu äußern. Es werden nur Initialien der sprechenden Personen veröffentlicht.

T.K.: Man sollte nicht den Bedarf diskutieren, sondern klären, wo wir Gelder herbekommen, damit wir unbedingt und konkret Prävention leisten können.

V.W.: Die Aussage „Opfer bleiben in der Gemeinde, Täter gehen“ ist richtig und wichtig, wird aber in Gemeinden anders gelebt. Ich bin selbst Betroffener. Meine Frau hat Gewalt erfahren. Unsere Ehe ist daran gescheitert.

 

Weitere Fragen, die aus Zeitgründen nicht gestellt wurden

 

Zur Prävention

  • Müsste es nicht ein Gesetz geben, dass alle Kirchen die Kinder- und Jugendarbeit machen, zu präventiven Maßnahmen (Schulungen, Verhaltenskodex…) verpflichtet? Damit wäre das Problem gelöst.
  • Gibt es Gedanken für eine Freikirchliche Präventionsstelle bzw. Kompetenzzentrum?
  • Worauf bezieht sich Sichere Gemeinde? Nur auf sexualisierte Gewalt? Oder auch Missbrauch?
  • Was tun, wenn das Schutzkonzept in der Gemeindeleitung kein Anklang findet und es in der Erarbeitung des Konzepts nicht voran geht? Kann der Bund eine Pflichterstellung einfordern?
  • Missbrauch ist zwar oft geplant, wie Jason sagt, doch macht Gelegenheit auch Täter*innen. Deswegen ist Prävention wichtig. „Schwachstellen“ können zu schlechten Ideen führen.
  • Kindesschutz sollte unabhängig von finanziellen Mitteln ermöglicht werden. Gemeinden sollten Kinderschutzkonzepte erstellen können, die Kosten dafür von der Bundesgemeinschaft finanziert. Könnte zu mehr Prävention führen.
  • Sind Führungszeugnisse Pflicht?
  • Welche Tipps für Leitung habt ihr, um loszulegen? Auch/besonders, wenn bspw. Teile der Leitung/der Ehrenamtlichen das erstmal nur als „neue Aufgabe, für die wenig Zeit ist“ sehen?
  • Wie lassen sich Gemeinden ermutigen, sich verstärkt mit dem Thema Prävention auseinanderzusetzen?
  • Wie stellen wir sicher, dass Betroffene auch ohne die Kirchenleitung eine Kontaktperson haben? (Vertrauensperson)
  • Gibt es eine Abfrage des aktuellen Status zur Praxis „Sichere Gemeinde“ aller Bundesgemeinden? Beauftragte/r, Schhulungsmaßnahmen, Vorfälle, …
  • Inwieweit gibt es Material, um Kinder zu schulen? Vorstellungen Bilderbücher; Kinder-, Teen-, Jugendstunden usw.
  • Prävention, Intervention und Aufarbeitung der Vergangenheit sind gleich wichtig und sollten zu einem integrierten Konzept und Handlungen führen.
  • Was wäre die Hauptaufgabe der Person? Schulung der Mitarbeitenden vor Ort/in den Gemeinden?
  • 1) Solange man einzelne Gemeinden nicht „zwingen“ kann, sich mit dem Thema Prävention von (sexueller) Gewalt auseinander zu setzen, inwiefern kann da eine festangestellte Person vom Bund helfen, etwas aushelfen/verändern? 2) Was wären die konkreten Aufgaben dieser Person?
  • Was kann ICH vor Ort in meiner Gemeinde für Kinderschutz & Gewaltprävention tun?
  • Es führt zu Problemen, wenn ich den Kodex von den ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Arbeit mit Kindern unterschreiben lassen will. Sie fühlen sich verletzt, weil sie im wesentlichen Mütter der beteiligten Kinder sind.
  • Betroffene offenbaren sich manchmal leichter Gleichaltrigen. Wie können Kinder und Jugendliche fit gemacht werden, ihre Freunde und Freundinnen in diesem Fall zu unterstützen?
  • Ideen für eine attraktive Werbung von Verbindlichkeiten für Gemeinden: Eine Art äußerliches Siegel, um an die Gemeinde zu vergeben
  • Wie viele Gemeinden machen bei „Sichere Gemeinde“ noch nicht mit?
  • Wie kann bei Teilnehmenden von Freizeiten etc. die Sichtbarkeit gestärkt werden? Ist eine SG-Schulung für Teilnehmende sinnvoll?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer doch mitarbeitet, obwohl das erweiterte Führungszeugnis „sauber“ ist?
  • Kannst du einen groben Überblick geben, wie viele Menschen Schulungen anbieten & wie viele Gemeinden Schulungen veranstaltet haben?
  • Wie seid ihr vernetzt mit anderen, die sich der Aufgabe stellen? Weißes Kreuz, etc.
  • Auf welchen Feldern sind uns andere Kirchen bei der Prävention inzwischen voraus?
  • Inwiefern hilft Aufarbeitung bei der Prävention?
  • Ist keine These, sondern Antrag, aber sehr sinnvoll. Gibt es eine überkonfessionelle Gremienarbeit/Vernetzung, um voneinander zu lernen?
  • Wie können sich Betroffene derzeit Hilfe holen; auch ohne Internet?
  • Werden Multiplikator_innen geschult? Ehrenamtliche oder Hauptamtliche?
  • Wie ist die Datenlage? Wie viele Fälle wurden aufgedeckt? Welche Kategorien gibt es? Wie ist die Verteilung? Welche Schulungsangebote gibt es? Welches Vorgehen hat sich bewehrt?
  • Wie kann man das Thema „Sichere Gemeinde“ für Mitarbeitende verpflichtend machen, ohne dass sie daraufhin ihr (ohnehin schon reduziertes) ehrenamtliches Engagement noch weiter zurückschrauben?
  • Gibt es ein Vorhaben, Schulungen zum Durchführen von Sensibilisierungen (diese 90 Min.) anzubieten? Wäre doch genial, 1-3 solcher Multiplikatoren pro Gemeinde zu haben, oder?
  • Sexismus in Kirche besiegen… ich wünsche mir noch mehr Ideen zu diesem übergeordneten Thema auch über Kinder hinaus.
  • Between the church (building and ist poeple) and home (residency), where is it more safer for sexual violence in Germany?
  • In der katholischen Kirche ist es gerade der hierarchische Zentralismus, der sexualisierte Gewalt begünstigt, bei uns der Förderalismus. Wie könnte eine gute Struktur aussehen?

Zur Intervention

  • Wieso ist die Anlaufstelle und Intervention insgesamt so unpräsent?
  • Inwieweit ist es geplant, den Betroffenen Hilfe zur Aufarbeitung jeglicher Gewalt zur Verfügung zu stellen? Wenn die Aufarbeitung bzw. persönliche therapeutische Begleitung nicht von euch kommt – an wen verweist ihr?
  • Werden momentan Personen, die sich z. B. bezüglich religiöser Gewalt/Machtmissbrauch bei der Anlaufstelle melden, abgewiesen? Wie ist die Anlaufstelle personell ausgestattet?
  •  Wie würde bei einer Ausweitung auf alle Formen der Gewalt (super!) eine Intervention im Bezug auf geistlichen Missbrauch aussehen können?
  • Was sagt eure Erfahrung: In wie vielen Fällen agiert die Gemeinde auf euren Prozessanstoß hin selbstständig? Beispielsweise mit Ausschluss der/des Täter*in?
  • Wie können sich Opfer an die Anlaufstellen wenden?
  • Welches Gericht ist bei solchen Delikten zuständig?
  • Gibt es Konsequenzen für Täter bzw. wie sieht der weitere Weg nach dem Gespräch mit der Gemeinde und den Betroffenen aus?
  • Wie leicht/schwer ist die Wahrheit zwischen Opfer und Täter zu finden?
  • Sexual violence is hardly spoken openly in chruches of my country (traditionally), waht intervention or any welfare societies involved in this discussion? Is the church openly on this discussion, and how do they do it?
  • Wie viele Fälle wurden denn schon bearbeitet/sind in Bearbeitung?
  • Könnt ihr schon eine vorsichtige Hochrechnung anstellen, mit was für einer Dunkelziffer zu rechnen ist?
  • Wie viele Fälle/Anfragen gab/gibt es? Wie geht man als Gemeinde damit um? Seelsorge? Wie fordere ich Betroffene auf, sich zu melden? Anonymes melden/anfragen?
  • Arbeitet die Anlaufstelle auch mit der Polizei zusammen? Warum eine Ausweitung auf alle Formen der Gewalt: Ist das nicht eine „Überforderung“ für eine Anlaufstelle oder sind eh meist mehrere Gewaltformen vorhanden?
  • Wie schreiben wir ein Schutzkonzept?
  • Wie wird mit Opfern umgegangen, die sich anonym melden wollen? Gibt es die?
  • Wenn das Arbeitsfeld ausgeweitet wird: Gibt es genügend Ressourcen/MA + Geld und gibt es dafür schon Sensibilisierung?
  • Wie erfahren Betroffene von der Existenz der Anlaufstelle? Ist diese in allen Gemeinden bekannt?
  • Was bedeutet „unabhängige“ Anlaufstelle IM Bund? Was sind mögliche Konsequenzen bei so einem Prozess? (der Offenlegung sexualisierter Gewalt) Die Anlaufstelle bezieht sich auf alle Formen der Gewalt oder ausschließlich sexualisierter?
  • Wie häufig wird die Anlaufstelle von Betroffenen kontaktiert? Gibt es einen Trend, dass mehr Aufklärung mehr Meldungen ermutigt?
  • Wo und wie finden Betroffene Beratung/Therapie? Wie geht man mit fremden Kulturen um, die in den Gemeinden Betroffene sind? (sprachlich, andere Prägung, …)
  • Wie können Opfer aus anderen Sprachen einbezogen werden? Riesen Aufgabe – nur gemeinsam möglich.
  • Find ich super! Schulung für Seelsorgeteams und andere Gesprächspartner her?
  • Sind Statistiken/statistische Aufgaben sinnvoll und vorhanden? Interessieren würde es mich, falls Anonymisierung durch „viele“ Fälle möglich ist.
  • Soll zwingend zeitnah geschehen. In Achtsamkeit aber ohne Tabus.
  • Danke, dass es auf alle ausgeweitet wurde. Oft wird das Thema nur im Rahmen Kinder und Jugendarbeit besprochen. Erweiterung auf alle Gewalt finde ich sehr gut.
  • Ja die Anlaufstelle sollte erweitert werden, aber sie muss auch bekannter sein.
  • Wie niederschwellig/anonym ist die Anlaufstelle erreichbar? Wie viel Zeit nimmt ein Fall in Anspruch? (Wochen/Monate?)
  • Wie lang dauert es zwischen erster Info bis zum Anruf in der Gemeinde? (Tage, Wochen, …)
  • Wie viele Anfragen gibt es? Wann schaltet man die Polizei ein? Was ist wenn keine Offenlegung seitens der Betroffenen gewünscht ist?
  • Wie lange dauert ungefähr ein erstes (mit den Betroffenen) Hören und Protokollieren der Geschichte? Wie viele Gespräche? (Mir ist klar, dass das sehr unterschiedlich ist!)
  • Verfolgt der Wunsch nach einer Anlaufstelle für alle Freikirchen das Ziel „Täter-Gemeinde-Hopping“ zu verhindern?
  • Bloß nicht auf alle Gewalt ausweiten. Der Begriff wird von Psychologen inflationär verwendet Konzentration auf sexuelle Übergriffe ist zielführender.
  • Ich stimme dem bisher Gesagtem voll zu und finde die Initiative sehr gut. Auch zum Thema Prävention!
  • Sicher wäre es gut, auch Formen von geistlichem Machtmissbrauch aufzudecken und aufzuarbeiten. Also: Ausweiten à JA.
  • Ich finde es wichtig, alle Formen von Gewalt einzubeziehen.
  • Mega! Danke!

Zur Aufarbeitung

  • Gibt es organisierte Selbsthilfegruppen und Ansprechpersonen vom Bund?
  • Inwiefern soll oder dürfen Täter-/innen und Betroffene im Rahmen der Aufarbeitung sich überhaupt gegenüberstehen (müssen)?
  • Sichere Gemeinde und GJW sind in den Augen vieler eng verzahnt. Ist es eventuell an der Zeit, diese zu lösen und bewusst in den gesamten Bund zu übertragen um deutlich zu machen, dass es alle betrifft?
  • Betroffene aktiv oder über z. B. in Gemeindeversammlungen motivieren, Belästigendes „anzuzeigen“. Aber wer kann als absolut vertrauenswürdige Person angesehen werden? Gemeindeleiter, eine der Älteste?
  • Wo finde ich Präventionskonzepte/Schutzkonzepte für die Aufarbeitung?
  • Wie findet eine richtige Aufarbeitung statt?
  • Schlagen viele/einige Aufarbeitungen fehl? à Wenn ja, was sind die Hürden und Probleme?
  • Find ich gut, aber zu unkonkret. Wie sehen konkrete Möglichkeiten der Aufarbeitung aus? Auch bei Menschen, die aus Gemeinde „rausgeekelt“ wurden?
  • Welches Netzwerk benötigen wir dafür? Psychiologen/Sozialarbeiter/Diakone/Pastoren?
  • Wie könnte ein Schutzkonzept aussehen mit Aufarbeitung für Betroffene und Institutionen?
  • Konkrete Konzepte auch zur Aufarbeitung in der Gemeinde(à Team?) (nicht nur Bund)
  • Es braucht Angestellte (Mehrzahl), um eine angemessene Aufarbeitung zu realisieren – und die Wichtigkeit davon sollte aus der Anzahl der Fälle deutlich werden. (…oder? Eure Meinung?)
  • Ich unterstütze die These. Frage: Wie wird mit falschen Anschuldigungen umgegangen?
  • Wann schaltet sich die Polizei ein?
  • Müsste die These nicht konkreter ein Gremium fordern, das zeitnah eingesetzt wird?
  • Können Personen im Bund etabliert werden, die dauerhaft Ansprechpartner sind? à Sichere Gemeinde als ganzheitliches Konzept im Bund, oder zumindest GJW.
  • Wie funktioniert Aufarbeitung ohne Akten und Archive, wie es sie in anderen Kirchen gibt?
  • Wie „gut“ sind andere Bünde und Gemeinden in Aufarbeitung? Mit wem wird zusammengearbeitet?
  • Wie könnte Aufarbeitungsarbeit auf Gemeindeebene aussehen?
  • Wie geht man damit um, wenn man einen Verdacht hat? Wo/Wie äußert man den angemessen?
  • Gibt es Ideen welche Wege möglich wären?
  • Anregung: Fonds zur Entschädigung anlegen, da davon ausgegangen werden muss, dass auch in unseren Gemeinden Missbrauchsfälle aufgearbeitet werden müssen.  Frage: Ist die Ortsgemeinde oder der Bund in der Pflicht?
  • Muss/Darf Aufarbeitung „intern“ im Bund geschehen oder besser gleich in dirtte Hände professionell delegieren?
  • Wer archiviert wo und wie die Protokolle?
  • Möglichkeiten zur Aufarbeitung in sicheren Räumen (Therapie?). Sorgentelefon für offene Gespräche/offenes Ohr für Betroffene.
  • These: Es kann keine Intervention geben, die nicht auch in eine Aufarbeitung mündet!
  • These ist gut – ABER es sollte mit professioneller Hilfe (externen Experten) erfolgen. à um ein Vorankommen zu sichern muss aufgearbeitet werden.
  • Absolutes Ja!!! Zu der These. Ohne Aufarbeitung fehlt ein wichtiger Teil!!
  • Es wird mühsam, weil es kaum Akten gibt. Aber es muss geschehen ohne Wenn und Aber.
  • Es ist übernötig, dass dies geschieht. Die Strukturen in unserem Bund werden es schwermachen. Aber bitte dranbleiben und mutig und fordernd sein!
  • Bitte nicht den ganzheitlichen Umgang mit Gewalt und Machtmissbrauch mit dem speziellen sexuellen Missbrauch vermischen. Die Dinge sind getrennt effektiver zu bearbeiten.
  • Aufarbeitung sollte extern geschehen (nicht kirchlich), bei externen Fachstellen.
  • Das Präsidium möge Möglichkeiten entwickeln, die einzelnen Gemeinden zum Handeln zu zwingen, Strategien und Aufarbeitung von (sexueller) Gewalt und Machtmissbrauch umzusetzen.
  • Ergänzung à Menschen zur Aufarbeitung einstellen.
  • Anlaufstellen für Traumatherapien im christlichen Kontext bereitstellen.
  • Schulungen zum Thema Trauma und Folgen von Trauma.
  • Aufarbeitung ist (eigentlich?!) unumgänglich. Aber geschieht oft nicht oder „viel zu spät“

Votum über Thesen

Anja Bloedorn erläutert: Je eindeutiger euer Votum ist, desto eher wissen wir, ob und wie wir weitergehen können und sollen, ob wir z.B. mit dem Präsidium ins Gespräch gehen oder gar einen Antrag formulieren für die nächste Bundesratstagung. Wir sind auf euer Feedback angewiesen und wünschen uns explizit eure Meinungen, eure Kritik und eure weitergehenden Gedanken zu hören.

These zur Prävention
Das Forum „15 Jahre Sichere Gemeinde“ spricht sich dafür aus, das Präsidium unseres Bundes möge über die aktuellen Kapazitäten in den verschiedenen GJWs hinaus zentral eine Person zu Fragen des Kinderschutzes und der Gewaltprävention im BEFG anstellen.

Es wurden 68 Stimmen abgegeben.
82% Zustimmung
16% Tendenzielle Zustimmung
2% Tendenzielle Ablehung
0% Ablehnung

These zur Intervention
Wir begrüßen, dass die Anlaufstelle erweitert wurde für alle Personen, die von sexualisierter Gewalt in unserem Bund betroffen sind. Das Forum „15 Jahre sichere Gemeinde“ spricht sich dafür aus, dass die Anlaufstelle auf alle Formen der Gewalt ausgeweitet wird.

Es wurden 69 Stimmen abgegeben.
78% Zustimmung
16% Tendenzielle Zustimmung
5% Tendenzielle Ablehung
1% Ablehnung

These zur Aufarbeitung
Gute Präventionsarbeit ist auf Aufarbeitung angewiesen. Das Forum „15 Jahre Sichere Gemeinde“ spricht sich für einen konsequenten und ganzheitlichen Umgang mit Gewalt und Machtmissbrauch aus. Das Präsidium möge Möglichkeiten zur Aufarbeitung entwickeln.

Es wurden 59 Stimmen abgegeben
82% Zustimmung
15% Tendenzielle Zustimmung
0% Tendenzielle Ablehung
3% Ablehnung

Abschluss

Anja Bloedorn, Anwältin des Publikums, resümiert: Wahrgenommen wurde die Spannung und Gegenüberstellung von „Föderalismus und Macht/Handlungsmöglichen des Bundes“. Viele Fragen drehen sich im Kern darum, was eine gute Struktur für unseren Bund ist, was hilfreich ist; auch wie man selbst helfen kann. Immer wieder kam die Frage, warum die Anlaufstelle so unbekannt ist. Zur Arbeit der Anlaufstelle kamen Fragen auf, wie es nach dem ersten Gespräch weitergeht; wie lang die Zeit ist, dass sich etwas entwickelt. Im Publikum gibt es den Wunsch der Beteiligung und stärkeren Information zum Themenfeld. Manche Menschen würden ehrenamtlich unterstützen. Es wurde auch der Wunsch formuliert, dass das Thema in Bundesprozesse und -strukturen aufgenommen wird und ein Fond zur Entschädigung geschaffen wird.

Anna Eberbach bedankt sich bei allen Beteiligten und lädt alle ein direkt die Ausstellung "15 Jahre Sichere Gemeinde" zu besuchen. Es erfolgt ein weiterer Hinweis auf das Seelsorgeangebot.
Anna Eberbach: Schön, dass ihr mit uns auf dem Weg zur Sicheren Gemeinde seid. Die Stärke dieser Kampagne war immer, dass Menschen immer wieder miteinander ins Gespräch gekommen sind und nicht ein stumpfes Schutzkonzept allen aufgedrängt wurde. Dinge passieren nur, wenn wir etwas unternehmen. Es wird in unseren eigenen Reihen, in unseren Gemeinde immer Betroffene von allen Formen von Gewalt geben. Lasst uns also weiter gemeinsam mutig weitere Schritte gehen.

Dokumentation Ausstellung

Einführung

Die interaktive Ausstellung wurde für die GJW Bundeskonferenz im November 2023 anlässlich des Jubiläums "15 Jahre Sichere Gemeinde" konzipiert und für den Bundesrat neu aufbereitet.

Ziel der Ausstellung war es, mit allen Sinnen in das Thema einzutauchen, sich emotional berühren zu lassen und den eigenen Emotionen und Gedanken Raum zu geben. Auch eigene Betroffenheit konnte sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus war es ein Anliegen, die 15 Jahre Präventionsarbeit abzubilden und das Engagement vieler Ehrenamtlicher des GJWs zu würdigen. Fakten und Informationen rund um das Themenfeld Gewalt und Prävention wurden zusammengetragen. Es entstanden die vier Themenbereiche: Anteilnehmen, Hoffen, Lernen und Wahrnehmen.

Die Ausstellung wurde von Matze Dichristin (GJW Leitung) organisiert und die einzelnen Themenbereiche von verschiedenen Personen kuratiert.

Bereich "Anteilnehmen"

Kuratiert von Jana Bednarz und Kathrin Eberbach

Zu der Leitfrage, wie dem Thema emotional begegnet werden kann, gab es hier die Möglichkeit Klage und Dank sowie Gebete zu formulieren.

In zwei Schalen, die einen Topf der Klage und einen des Dankes darstellen, konnten Zettel mit eigenen Worten der Dankbarkeit und der Trauer gelegt werden.

Ein Regenschirm konnte mit eigener Anteilnahme behangen werden. Dazu gab es vorgedruckte Verse, die an Büroklammern befestigt werden konnten. Auch eigene Worte der Klage- und Dank-Station konnten hier aufgehangen werden.

Daneben gab es die Möglichkeit, sich eine Gebetskette anzufertigen.

 

Bereich "Hoffen"

Kuratiert von Henrike Lederer

In diesem Bereich ging es um Zukunftsperspektiven. Besucherinnen und Besucher der Ausstellung konnten frei Antworten auf folgende Fragen formulieren.

Welche Gedanken, Wünsche und Hoffnungen hast du für unsere Kirche?
Es folgen einige Antworten.

  • Ich habe etwas Gutes erlebt. In unserer Gemeinde hatten einige ein ungutes Bauchgefühl und haben dieses Ernst genommen. Der neue Mitarbeiter, der unserer Meinung nach nicht gut Distanz wahren konnte, wurde darauf angesprochen - auch auf unseren Kodex und wie wir sichere Gemeinde verstehen. Er hat sich das sehr zu Herzen genommen und achtet sehr darauf, nie allein in einem Raum mit Kindern zu sein und ist dankbar und offen für unser Feedback + Unterstützung.
  • Es macht mich traurig, dass Kirche als "Leib Jesu" ein Ort sein kann, wo so etwas geschieht... und ich wünsche mir, dass das eigentliche Ziel, die Heilung, jetzt umso mehr erfahrbar wird!
  • Ich finde es gut, dass das Thema am Kochen gehalten wird. Dadurch bleibt es im Bewusstsein, und mehr als abgeheftete Papiere hilft es, sensibel zu bleiben. Dadurch achten wir aufeinander und helfen uns auch als Mitarbeiter Grenzüberschreitungen, die wir sicher nicht wahrnehmen würden, zu vermeiden.
  • Eine unabhängige Ansprechperson für Kinder & Jugendliche vor Ort in der Gemeinde!
  • Da unsere freikirchlichen Strukturen es Tätern leicht machen, ist es umso wichtiger, das Thema Sichere Gemeinde ständig im Bewusstsein zu halten. Danke, für diese kreative, aufmerksame Ausstellung!

Welche Formen von Gewalt und Missbrauch sollten wir in den Blick nehmen?
Es folgen einige Antworten.

  • Religiöse Gewalt/Machtmissbrauch (bitte nicht als geistliche Gewalt bezeichnen, Gewalt kann nicht "geistlich" sein.)
  • Schulung auch für Pastor:innen zur Gewalt in ihrer Verkündigungssprache
  • Emotionale Manipulation
  • Emotionale Gewalt
  • Gewalt gegen Frauen = Mütter

Bereich "Lernen"

Kuratiert von Volkmar Hamp

In diesem Bereich der Ausstellung wurde über die Historie der Kampagne "Auf dem Weg zur sicheren Gemeinde" informiert. Es wurde daneben Literatur präsentiert und das Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" vorgestellt. Mehr zur Historie unter: https://www.gjw.de/material-publikationen/herrlich/archiv/herrlich-012024-kinder-schuetzen/herrlich-012024-online-lesen/15-jahre-auf-dem-weg-zur-sicheren-gemeinde-die-wichtig/

Auf einige Fragen durfte schriftlich reagiert werden. Hierzu einige Antworten.

Was von dem, was wir in diesen Bereichen bereits haben, ist gut und hilfreich?

  • Kodex
  • Regeln, Schulungen + es gibt Sensibilisierung

Was ist ausbaufähig? Was muss dringend noch entwickelt werden?

  • Möglichkeit zur Aufarbeitung!
  • Schutzkonzepte
  • Statistiken fehlen
  • Aussprache-Möglichkeiten für alle Altersgruppen zur Sensibilisierung

Welche Themen müssen zeitnah noch bearbeitet werden?

  • Biblizistische Homo- u. Transphobie

Wie müssen Gemeinde und Gemeindegruppen gestaltet sein, um (sexualisierte) Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu verhindern? Was können wir tun? Was muss sich ändern? und Was muss dringend bearbeitet werden?
Ohne Antworten.

Bereich "Wahrnehmen"

Kuratiert von Victoria Ott und Anja Bloedorn

Dieser Ausstellungsbereichs machte sichtbar, in welchem Umfang Besucherinnen und Besucher selbst oder Personen in ihrem Umfeld verschiedene Formen von Gewalt erlebt haben. Der Raum wurde durch die Zusammentragung individueller Erfahrungen gestaltet und erlebbar gemacht. Dies geschah in vier Formaten.

Klassenzimmer

In einer Schulklasse mit 20 Schüler:innen sind oder waren Schüler:innen von unterschiedlichen Arten der Gewalt betroffen. Dieser Ausstellungsbereich machte deutlich, wie viele Schüler:innen und von welcher Gewalt statistisch betroffen sind. Die Besucherinnen und Besucher waren eingeladen, sich auch mit ihrer eigenen Biografie auseinanderzusetzen.

Jede:r 2. Erziehungsberechtigte in Deutschland hält einen Klaps auf den Po für ein erlaubtes Erziehungsmittel. Jede:r 6. Erziehungsberechtigte sagt, sogar eine leichte Ohrfeige. 1/3 aller Kinder weltweit sind von emotionaler Gewalt betroffen. ¼ aller Kinder weltweit leben bei einer Mutter, die Gewalt von einem Partner kennt. Mindestens zwei Kindern pro Klasse wird oder wurde bereits sexualisierte Gewalt angetan. 1/3 aller Jugendlichen weltweit hat schon Mobbing durch Mitschüler:innen erlebt. Jedes 5. Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. Zudem erleben viele weitere Kinder andere Formen von struktureller Gewalt: Rassismus, Sexismus, Klassismus,
Mindestens die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen fühlen sich psychisch belastet. 1/3 aller Kinder und Jugendlichen sind psychisch auffällig.

Schaufensterpuppen

“Wo wurdest du schon einmal ohne Konsens berührt?” Mit einem Pflaster auf eine der Schaufensterpuppen konnten Besucherinnen und Besucher unfreiwillige Berührungen im Kindes- und Erwachsenenalter kenntlich machen.

#stopcatcalling #ankreiden

Catcalling (deutsch etwa „Katzen-Rufen“) fasst sexuell konnotierte Verhaltensweisen bzw. verschiedene Arten der sexuellen Belästigung ohne Körperkontakt im öffentlichen Raum zusammen. Das können beispielsweise sexuell anzügliche Sprüche, Gesten oder Kuss- und Pfeifgeräusche sein. Für gewöhnlich durch Männer gegenüber Frauen. In der Ausstellung gab es die Möglichkeit konkrete persönliche Situationen von Belästigung(en) und Gefühle(n) nieder zu schreiben. Einige Aussagen davon waren:

  • Ich bin auf dem Weg nach Hause. Ein Mann läuft mir nach und schließt weiter auf, ruft nach mir. Als ich nicht reagiere, fängt er an mir "Komplimente" nachzurufen.
  • Ein Auto fährt an mir vorbei. 4 Männer sitzen darin, pfeifen mir hinterher und rufen mir Dinge zu (wie ich mich bewegen soll).
  • Im Bus, in der Stadt... überall. Besonders, wenn es Sommer ist.
  • Du hast so kurze Klamotten an, da willst du es doch!
  • Er beugte sich zu mir, nahm meine Haare und roch daran.

 

Welche Art(en) der Gewalt hast du in deinem Leben erlebt?

Die Besucherinnen und Besucher konnten einen Ball in einen Korb werfen, wenn sie von in ihrem Leben von Gewalt betroffen waren oder sind. Am Ende lagen in allen Körben Bälle.

Vernachlässigung - Definition: Vernachlässigung ist eine Form von Gewalt, weil Kindern die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse verwehrt wird. Dabei kann es sich um materielle, emotionale oder kognitive Bedarfe handeln, die entweder durch Fehlhandlungen (aktiv) oder durch Unterlassungen (passiv) nicht erfüllt werden. Vernachlässigung kann unter anderem durch mangelnde Pflege, mangelnde Ernährung, unzulängliche Bekleidung, wenig Zuwendung und Anregung identifiziert werden; insgesamt werden die Grundbedürfnisse des Kindes nicht beachtet. Vernachlässigung liegt nur dann vor, wenn über längere Zeit bestimmte Versorgungsleistungen materieller, emotionaler oder kognitiver Art ausbleiben.

  •  1 Ball

Geistliche Gewalt - Definition: Geistliche Gewalt ist ein Unterpunkt der emotionalen Gewalt. Man spricht von geistlichem Missbrauch, wenn der Glaube als Machtmittel instrumentalisiert wird. Es werden Taten im Namen Gottes legitimiert, der Lebenswandel und die Gottesbeziehung in Frage gestellt. Besonders anfällig sind Strukturen, die Leiter Fokussiert sind und/oder ein Schwarz/weiß drinnen/draußen denken haben.

  • 10 Bälle

Strukturelle Gewalt - Definition: Unter „Strukturen“ versteht man Institutionen, Gesetze und gesellschaftliche Regelungen sowie generell alle Regeln und Normen, auch die in kleineren Gruppen der Gesellschaft, wie z.B. Vereinen, Verbänden und Kirchen. Wird nun durch eine dieser gesellschaftlichen Strukturen ein Mensch daran gehindert, sich selbst zu verwirklichen und seine Bedürfnisse zu befriedigen, so ist von „struktureller Gewalt“ zu sprechen. Diskriminierungen aller Art, z.B. auf Grund des Alters, des Geschlechts, der Hautfarbe, der Religion, der Herkunft, des Einkommens oder der Bildung, sind Formen struktureller Gewalt.

  • 9 Bälle

Sexualisierte Gewalt - Definition: (auch: Sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt) ist jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person, welche mit der Geschlechtlichkeit des Opfers und Täters zusammenhängt. Neben (direkten) körperlichen sexuellen Gewalterfahrungen zählen auch die, die durch verbale und/oder schriftliche Handlungen gemacht werden (nicht-körperliche Gewalterfahrungen, z.B. Übergriffe im Internet, sexuelle Beleidigungen). Bei unter 14-Jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können.  Die Formen sexualisierter Gewalt sind sehr vielfältig. Alle Formen verletzen die Betroffenen, auch wenn die Taten selbst nicht strafbar sind. Es können Blicke sein, heimliche oder begutachtende Berührungen oder auch verletzende, sexualisierte Worte und abschätzige bzw. wohlwollende Qualitätsurteile über den Körper eines Kindes, flüchtige Berührungen der Brust oder im Genitalbereich. Geschehen diese Berührungen nicht mit Absicht, ist von einer Grenzverletzung zu sprechen. Gewalt geschieht absichtlich zur Erfüllung von Bedürfnissen des/der Stärkeren geschehen. Die Kinder und Jugendlichen werden instrumentalisiert.

  • 17 Bälle

Emotionale Gewalt - Definition: (auch psychische oder seelische Gewalt genannt) zielt explizit auf die Gesamtheit des Fühlens, Empfindens und Denkens einer Person ab. Das Selbstbild eines Menschen wird – meistens bewusst – manipuliert und geschädigt, um eigene Interessen und Bedürfnisse durchzusetzen.
Dazu gehören: Isolation, (offene) Ablehnung und Nichtbeachtung; Drohungen, Erpressen, Angst machen, Einschüchterung, Entmutigung, Leistungsdruck; Beschimpfungen, Abwertungen, lächerlich machen; Lügen, Verdrehen von Tatsachen; Belästigung, Verfolgung, Terrorisieren, Stalking; Erzeugen von Schuld- oder Schamgefühlen und Vorwürfe. Verbale Gewalt kann als eine besondere Form der emotionalen Gewalt gesehen werden, bei der „die Schädigung und Verletzung eines anderen durch beleidigende, erniedrigende und entwürdigende Worte“ geschieht.

  • 20 Bälle

Körperliche Gewalt - Definition: Beim Einsatz von körperlicher Gewalt wird eine Verletzung der Opfer von den Tätern billigend in Kauf genommen. Körperliche Gewalt ist nicht immer sichtbar. Die Spanne der Gewalt reicht vom groben körperlichen Umgang über das Festhalten, an den Haaren ziehen und Ohrfeigen bis hin zu Tritten und Schlägen auf den ganzen Körper. Wird Gewalt gezielt eingesetzt, können auch absichtliche Verbrühungen oder Verbrennungen eine Rolle spielen.

  • 14 Bälle