Unbekümmert leben?!

erschienen in HERRLICH 02|2022  | Seiten 26-27  |  2:04 Min

Im Vorfeld dieser HERRLICH-Ausgabe haben wir unsere Leser und Leserinnen gefragt, was für sie „unbekümmert leben“ heißt. Hier drei kreativ-poetische Antworten: 

Unbekümmert leben
lieben, lachen, feiern
gemeinsam Pläne schmieden
mutig die Welt erobern und umarmen
war einmal

Liebeskummer
Herz zerbrochen
Tränen rollen über ihr Gesicht
hinterlassen dunkle Spuren
Mascara-schwarz

Wen kümmert's!
Wen kümmert's?

Irgendwann wird sie es sehen
zartes helles Frühlingsgrün
Leben
es geht weiter
weniger unbekümmert
aber stärker

Evelyn Fillies-Strohm 

 ***

Ich hatte gerade ein paar Tage Besuch von meiner achtjährigen Nichte. Sie war total unbekümmert und hat mich mit ihrem Lachen, ihren Ideen und ihrer Wildheit angesteckt. Sie war mit ihrer Energie 100 Prozent in der Gegenwart. Das fand ich toll.

Jetzt ist sie wieder weg, aber ich versuche, sie noch ein bisschen nachzuahmen. Ich versuche, im wahrsten Sinne des Wortes „unbeschwert“ zu sein. Ich vertraue darauf, dass es im Leben gut geht, egal was kommt. 

Ich weiß um die Krisen und Nöte in unserer Welt, konzentriere mich aber auf meine persönlichen Aufgaben und Herausforderungen nach dem Motto: „global denken – lokal handeln“. 
Und ich freue mich über das, was gelingt. 

Ein bisschen hilft mir das, 
unbekümmert zu leben.

Mirjam Ekelmann 

***

Ich will unbekümmert leben,
einfach in den Tag hinein.
Ohne Sorgen, ohne Kummer, ohne Vorsicht sein.
Leben ohne Bedenken, spontan, frech und frei.
Leichtfüßig, leichtherzig, unbekümmert sein. 

Ich will wie ein Kind sein,
springe in den Tag hinein.
Pusteblumen, Seifenblasen,
oder einfach mal im Bett bleiben und lesen.
Sterne zählen, Pommes essen,
unbekümmert leben. 

Ich will nicht unbekümmert leben.
gedankenlos in den Tag hinein.
Um mich herum nichts sehen,
so, als gäb´s kein morgen mehr.  

Auch Kinder sind nicht ohne Sorgen,
haben oft schon Angst vor morgen
oder Menschen, die sie quälen,
bleiben morgens lieber liegen. 

Ich kann nicht unbekümmert leben.
Aleppo, Odessa und Lesbos nicht sehen.
Mitleiden, mitfühlen, mittragen.
Seelenschmerz ertragen.
So möchte ich leben.

Ich kann unbekümmert leben.
Leben teilen, verantwortlich geben.
Aus der Fülle Gottes schöpfen:
Kraft und Mut und ein Trotzdem.
Berufen sein zu sehen.
Nur so kann ich unbekümmert leben.

Damaris Werner