„Ich hatte meine Seele verkauft“

Ein Interview

Von Franziska Fehrling  |  Erschienen in HERRLICH 01|2023, Seiten 22-24  |  5:55 MIN  

In der Bibel lesen wir von Menschen, die von Dämonen besessen waren. Sie erlebten sich dann als unfrei. Und ihr Handeln wurde von den Geistern beeinflusst. Erfahrungen, die uns heute fremd geworden ist. Doch du, Franzi, sagst, dass du solche Dämonen in dir hattest. Wie hast du das erlebt? Und wie kam es überhaupt dazu?

Ich bin von meiner Kindheit her christlich geprägt. Mit 13 Jahren hatte ich mich taufen lassen. Ich hatte aber auch familiäre Schwierigkeiten. Ich war verzweifelt, auf der Suche nach Identität. Hatte seelische Schmerzen. Und da hatte ich bald den Eindruck, dass Gott mir nicht alle meine Fragen beantwortet. Beten kam mir vor wie ein langweiliger Monolog.

In dieser Zeit fing ich damit an, mit okkulten Praktiken zu experimentieren. Pendeln, Tarot-Karten. Ich verließ meinen Körper und konnte mich von außen betrachten. Beim sogenannten Hexenbrett und beim Gläserrücken sprach ich manchmal mit Geistern. Hier bekam ich schnell Antworten. Die Geister verrieten mir Dinge über andere Menschen. Und ich hatte das Gefühl, auf diese Weise mächtig zu sein.

So kam ich an den Punkt, dass ich ganz bewusst meine Seele an den Satan gebunden hatte. Und zum Tausch gegen meine Seele machte er mich stark und unbesiegbar – gegenüber meinen Gefühlen und gegenüber anderen Menschen.

Je mehr ich jedoch in diesem okkulten Sog drin war, umso belastender fand ich die Geisterwelt. Ich bekam starke Ängste. Ich spürte, wie ich abhängig war von Satan. Heute würde ich sagen: Das Ziel Satans war es, mich von Gott wegzuziehen. Er wollte mich binden, mich klein halten und mir einreden, dass ich wertlos war.

Esoterik, Okkultismus, alternative Heilpraktiken – das begegnet uns im Alltag ziemlich häufig. In Filmen, Büchern, auf Feiern. Ich kann nur jedem raten, der sich für so etwas interessiert, sich selbst genau zu fragen: Welche Sehnsucht treibt mich dahin? Und gibt mir die Beschäftigung damit tatsächlich inneren Frieden oder bleibe ich leer? Wenn man einmal falsch abgebogen ist in die Esoterik, kann es sehr schnell sehr unschön werden.

 

Das hört sich gruselig an. Wie bist du aus dieser Bindung wieder herausgekommen?

Mein Weg da raus war sehr schwierig. Nachdem ich ein Jahr lang intensiv okkultistisch praktizierte, kamen vier Jahre, in denen ich mich weniger mit diesen Dingen beschäftige. Ich dachte, das Kapitel ist beendet.

Doch dann war ich work and travel in Ghana, Afrika. Mit einer christlichen Organisation. In Ghana war ich häufig in Situationen, in denen ich spürte: Hier sind Dämonen präsent. Wie in meiner aktiven Okkultismusphase konnte ich sie auch hier wahrnehmen. Ich bekam wieder Angst. Wenn ich in der Bibel lesen oder mich mit Jesus beschäftigen wollte, merkte ich, wie mich im Inneren etwas davon abhalten wollte. Ich hatte den Eindruck, dass in mir selbst ein Dämon wohnte, der mein Herz ankettete. Die inneren Kämpfe spitzten sich zu. Ich konnte den Namen Jesus nicht mehr aussprechen. Die Buchstaben in der Bibel verschwammen vor meinen Augen. Ich konnte nichts mehr lesen.

Mich belastete das. Ich wollte von der Herrschaft Satans wieder befreit werden und mich ganz Gott anvertrauen. Ich wandte mich also an die christlichen Leiter vor Ort, damit sie für mich beteten. Als sie begannen zu beten, wurde ich bewusstlos. Das Gebet musste abgebrochen werden. Am nächsten Morgen bekam einer von ihnen am ganzen Körper Ausschlag. Durch einen Unfall brach ich mir den Kiefer und musste nach Deutschland zurück. Ich spürte, die Dämonen gaben mich nicht einfach her. Und ich wusste, dass ich nach wie vor an Satan gebunden war.

Auch in Deutschland führten die Gebete nicht zu meiner Befreiung. Oft fing ich während der Gebete an zu schreien. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Einmal erzählte ich in fremden Sprachen. Ich war danach oft sehr erschöpft. Einmal war ein Pastor sichtbar froh, dass ich endlich wieder sein Büro verließ. Ein anderes Mal war ein Pastor so verängstigt, dass er einfach ging und mich und die anderen Beter zurückließ. Diese Erfahrungen enttäuschten mich sehr.

So vergingen die Monate. Solange ich mich nicht mit Gott beschäftige, blieben die Dämonen ruhig, denn ich forderte sie nicht heraus. Aber sobald ich wieder den Versuch unternahm, mich Gott zuzuwenden, ging es mir extrem schlecht.

Meine Familie und Freunde bekamen meine Kämpfe mit. Und wie ich daran verzweifelte, dass ich unfrei war. In einer Zeit, in der ich körperlich und seelisch völlig am Boden war, erfuhren meine Eltern von einem Pastor F. aus P. Er sollte Erfahrung haben in diesem Feld. Wir fuhren zu ihm. Er führte gerade ein Seminar durch. Ich erinnere mich, wie ich mit ihm in der Mitte eines Raumes stand. Einige der Seminarteilnehmer versammelten sich im Kreis um uns herum, um zu beten. Wie jedes Mal, begannen die Dämonen in mir zu rebellieren. Doch Pastor F. gebot ihnen im Namen Jesu, zu schweigen. Sie mussten gehorchen. Das war neu für mich! Dann richtete der Pastor seinen Zeigefinger auf meine Stirn. Ich sollte ihm ein Gebet nachsprechen. Doch ich konnte plötzlich nicht mehr sprechen. Ich bekam auch keine Luft mehr. Ich drohte, zu ersticken. Ich wusste in diesem Moment: Es gibt nur noch einen Weg für mich: Jesus Christus. Ich war mir jetzt ganz sicher, dass ich von Jesus gerettet werden möchte. Die Bindung an den Satan würde mich nur in den Tod führen. Entweder würde ich jetzt ersticken, oder ich würde mir später das Leben nehmen. Doch beides wollte ich nicht. Ich wollte leben! Ich wollte von Jesus befreit werden!

In diesem Augenblick spürte ich den Zeigefinger auf meiner Stirn. Er war wie ein Finger Gottes auf mir. Ich war direkt mit Gott verbunden. Und jetzt konnte ich Wort für Wort das Gebet des Pastors nachsprechen. Ich kniete auf dem Boden. Und der Pastor sprach: „Du bist frei!“

Ich wollte ihm erst nicht glauben. So viele Misserfolge gab es. Und ich fühlte mich immer noch müde und leer. Doch er antwortete: Dass ich nicht frei wäre, sei die letzte Lüge Satans. Es sei nicht wahr. Ich sei wirklich frei durch Jesus Christus. Und ich solle nun aufstehen und diese Freiheit annehmen!

Das tat ich dann. Und als ich diesen Entschluss fasste und aufstand, spürte ich eine große Veränderung. Ich blickte auf die Tür vor mir, und ich konnte mir nicht vorstellen, durch diese Tür durchzupassen, so groß kam ich mir plötzlich vor. Ich schaute in die Gesichter der Beter. Vorher spürte ich nur Hass für sie. Jetzt konnte ich für jeden so viel Liebe und Dankbarkeit empfinden. Solche Gefühle kannte ich vorher nicht. Ich fühlte mich immer so unfassbar klein, und jetzt war ich so unglaublich wertvoll und groß. Von dieser Sekunde an war das ein ganz neues und großartiges Leben. Und die Dämonen waren endlich fort.

Jetzt änderte sich mein Leben komplett. Ich schaffte es, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und mich mit ihr zu versöhnen. Das war immer noch ein langer Weg. Auch schmerzvoll. Und mit Unterstützung von Therapien. Aber ich konnte spüren, wie Gott mich mehr und mehr veränderte. Ich wusste nun, ich bin mit Gott unterwegs.

Viele Menschen hatten für mich gebetet und hatten versucht, die Dämonen in mir zu vertreiben. Viele waren mit meiner Situation überfordert. Ich denke heute, der wesentliche Unterschied bei dem Pastor war, dass er sich wirklich sicher war: Jesus hat Autorität, auch in der Geistwelt. Seine Kraft lag in der Kraft Jesu. Und im Prinzip war es genau das, was er mir mitgegeben hat: wirklich darauf zu vertrauen, dass Jesus mich frei gemacht hat.

 

Intensive Erfahrungen hast du da gemacht. Ich freue mich mit dir über diese positive Wende! Erlebst du auch heute noch diese Geistwelt? Und machst du Erfahrungen mit dem Heiligen Geist?

Ich liebe den Heiligen Geist! Er ist das Gegenteil von dem, was ich mit den Dämonen erlebt habe. Der Geist Gottes ist geprägt von Liebe. Hier ist keine Angst. Er will Heilung und Rettung für meine Seele. Er ermutigt mich. Und er ermahnt mich, wenn ich dabei bin, mein Leben in Gefahr zu bringen. Zum Beispiel wenn ich mich von Gottes Werten für ein gutes Leben entferne.

Was mir ansonsten geblieben ist, ist eine besondere Sensibilität für Menschen, die esoterisch oder auch dämonisch belastet sind. Auch wenn ich sie nicht kenne, spüre ich ihre Belastung. Und manchmal habe ich den Eindruck, ich soll sie darauf ansprechen. Oft bestätigt sich mein Eindruck dann im Gespräch. 

 

Wie haben deine Erlebnisse mit Geistern und mit Jesus Christus deine Sicht auf das Gute und das Böse in der Welt geprägt?

Für mich steht fest: Jesus existiert. Ohne Jesus wäre ich längst tot. Ich denke auch, dass eine unsichtbare Welt der Geister und Dämonen existiert. Doch solange ich sie nicht einlade, können sie mir nichts anhaben. Denn ich gehöre zu Jesus Christus, der viel mächtiger ist.

Anfangs dachte ich, alles was böse ist, sind Anfechtungen aus der unsichtbaren Welt, denen ich widerstehen muss. Jetzt denke ich eher, dass vieles Böse auch aus mir selbst geboren wird. Damit will ich sagen, dass wir beides in uns tragen: das Gute und das Böse. Je nachdem, wie ich diesem oder jenem Raum gebe, wird sich das in Worte und Taten verwandeln. Die Musik, die ich höre, die Bücher, die Zeitschriften, die ich lese, alles, womit ich mich beschäftige, hat letztlich Einfluss darauf, wie ich geprägt werde. Ich möchte mir also gut überlegen, was Raum haben soll in meinem Leben. 

Vielen Dank, Franzi, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast!

 

 Franziska Fehrling ist 40 Jahre alt, hat drei Kinder und sie malt in ihrer Freizeit gern.

Das Interview führte Antonio Israel, Pastor in Glauchau und Meerane. Er arbeitet im Redaktionsteam von HERRLICH mit.