War for the Planet of the Apes

Die GJW-Filmkritik im Juli

Worum geht’s?

Im dritten Teil der Vorgeschichte um den Planeten der Affen haben sich Caesar und seine Affenfamilie in den Wald zurückgezogen, werden aber anhaltend von menschlichen Soldaten verfolgt und bekämpft. Als bei einem dieser Angriffe Caesars Frau und ältester Sohn ums Leben kommen, strebt auch der bislang pazifistische Affenanführer nun nach blutiger Vergeltung und zwar gegen den verantwortlichen Colonel. Gemeinsam mit drei seiner engsten Freunde begibt Caesar sich also auf einen klassischen Rachefeldzug. Dabei stoßen sie auf ein stummes Menschenmädchen, dass sie fortan begleitet. Aber führt der Mord am Colonal wirklich zu mehr Frieden und Sicherheit?

Für wen ist der Film?

„War for the Planet of the Apes“ ist wie schon der zweite Teil der Reihe vornehmlich ein Actionfilm, der durch seine atemberaubende Motion Capture Animation der Affen und eine packende Dramaturgie besticht. Eine große Portion Herz verleiht der Geschichte den notwendigen Tiefgang, um auch jenseits der optischen Ebene zu fesseln und zu begeistern. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, wirken die Ereignisse deutlich brutaler, als dies beispielsweise bei einem Superhelden-Film der Fall ist. Die blutige Gewalt des Krieges ist nicht geschönt, sondern in ihrer Schrecklichkeit sichtbar und muss als solche auch vom Publikum ausgehalten werden. Insofern ist „War for the Planet of the Apes“ definitiv kein Kinderfilm, sondern ein Blockbuster-Erlebnis für Jugendliche ab 12-14 Jahren.

Worum geht’s wirklich?

Die düstere Realität des Krieges zwischen Menschen und Affen ist auffällig und trotz ihres Gewaltvoyeurismus nicht ohne Aussage. Vielmehr öffnet „War for the Planet of the Apes“ hier auch die Augen für die Schrecklichkeit bewaffneter Auseinandersetzungen und auch für das Leiden Verfolgter und Geflüchteter. Im Kern geht es um die Angst der Menschen vor dem Anderen, dem Fremden, in diesem Fall verkörpert durch die intelligenten Tiere – und auch das ist ein sehr realer Katalysator von Hass und Aggression, den wir aus unserer eigenen Welt kennen. Über Caesars Heldengeschichte steht die Frage, welchem Gefühl er mehr Gewicht beimessen möchte: Dem Hass gegen den Colonel und dem darin wurzelnden Bedürfnis nach Rache oder der Liebe zu seinen Mitaffen, die es zu beschützen und in eine sichere Zukunft zu führen gilt? Der Film selbst findet trotz ausufernden Blutvergießens eine pazifistische Antwort: Caesar muss lernen zu vergeben, um sich und seine Lieben zu retten. Ein weiterer Aspekt mit pädagogischem Potential, der im Film leider nur angedeutet bleibt, ist der der Inklusion. Das Menschenmädchen ist wie auch andere ihrer Art von einer Viruserkrankung betroffen, die ihr die Stimme nimmt. Während die Affen also immer „klüger“ werden, entwickeln sich die Menschen „zurück“. Zu dieser Dichotomie jedoch positioniert sich der Film nahezu revolutionär und formuliert, wenn auch sehr leise, die Frage, warum der eine Zustand denn besser oder schlechter als der andere sei. Warum sind Menschen mit Behinderung, Menschen ohne Sprache oder weniger sogenannter Intelligenz automatisch weniger wert? „Es nimmt uns alles, was uns zum Menschen macht“, sagt der Colonel über das Virus. Aber ist das wirklich so? Was macht uns denn zum Menschen? Unsere Intelligenz? Unsere Sprache? Unsere körperliche Beschaffenheit? Wie menschlich sind Caesar und seine Freunde und wie animalisch der Colonel? Und wäre es in diesem Szenario wirklich so schlimm, zum „Affen“ zu werden? 

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Sophie Charlotte Rieger