Lachsfischen im Jemen (Hauptplakat) (copyright: Condorde)

Lachsfischen im Jemen

Die GJW-Filmkritik

Bei Lachsfischen im Jemen handelt es sich nicht um eine Dokumentation über abenteuerlustige Angler, sondern um einen charmanten Spielfilm über den Glauben an das Unmögliche. Ewan McGregor und Emily Blunt reisen in diesem Film von Lasse Hallström in den Jemen, um einem Scheich seinen Traum vom Fischen zu erfüllen.
Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) hat ein recht gewöhnliches Hobby: Er angelt gerne. Ungewöhnlich daran ist, dass sein Königreich im Jemen nicht unbedingt für seinen Wasserreichtum bekannt ist. Und so ist der britische Fischereiexperte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) mehr als nur irritiert, als er den Auftrag erhält, 10.000 Lachse in den Jemen zu überführen. Erst als sich die Regierung in Person der Pressesprecherin des Premierministers (Kristen Scott Thomas) einschaltet, bleibt dem braven Beamten nichts weiter übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen. Gemeinsam mit seiner Auftraggeberin Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) macht er sich also an die Planung des haarsträubenden Projekts.
Basierend auf dem Bestseller von Paul Torday erzählt Regisseur Lasse Hallström eine Geschichte von der Macht des Glaubens an das Unmögliche. Die Absurdität des Unterfangens und McGregors kauziger Charakter erzeugen einen charmanten Humor, der durch Kristin Scott Thomas‘ Performance als verbissene PR-Agentin gelegentlich zu Gunsten lauter Lacher gesteigert wird. Die politischen Geschehnisse – das Jemen-Projekt soll die Öffentlichkeit wieder für den Einsatz britischer Soldaten im Nahen Osten einnehmen – bilden nur den Hintergrund für viel grundsätzlichere Themen wie Völkerverständigung, Glaube und Liebe.
Dem jemenitischen Scheich geht es ebenso wenig ums Fischen wie dem gesamten Film. Hinter der Story eines auf den ersten Blick egoistischen Wahnsinnsprojekts steht ein größerer Gedanke, der erst am Ende des Films in aller Deutlichkeit zu Tage tritt. Durch die Projektplanung treffen zwei sehr verschiedene Kulturen aufeinander: die weltlichen Engländer und die muslimisch-gläubigen Jemeniten. Während sich erstere mit wissenschaftlicher Präzision und Ratio ans Werk machen, ist der Glaube an ein Wunder die maßgebliche Triebfeder des Scheiches. Dabei geht es nicht nur um den Glauben an eine höhere Macht, sondern auch um den Glauben an sich selbst. Alfred Jones, ein zu Beginn zutiefst unsicherer Mann, wächst im Laufe der Geschichte so weit über sich hinaus, dass er sich in einem Moment heldenhaften Mutes gar in eine Art Indiana Jones mit Angel verwandelt. Doch Lachse fischen im Jemen macht keine Werbung für den Islam oder irgendeine andere Glaubensrichtung. So wird hier auch auf die Schattenseiten von Religiosität in ihrer fanatischen Form und die Wichtigkeit internationaler und interreligiöser Zusammenarbeit hingewiesen.
Auf Grund seines ruhigen Handlungsverlaufs und des zurückhaltenden Humors ist Lachsfischen im Jemen kein Film, der sehr junge Zuschauer fesseln kann. Doch für Jugendliche und junge Erwachsene bietet der Film gute Denkansätze, wirft Fragen nach der Bedeutung des eigenen Glaubens auf und kann das Interesse für einen interreligiösen Dialog wecken.
Lachsfischen im Jemen startet am 17. Mai 2012 in den deutschen Kinos.
 
Sophie Charlotte Rieger
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