In Kamerun einen Personalausweis zu beantragen, ist für Frauen nicht einfach. Für viele sind 6.000 F CFA (rd. 9 €) viel Geld! Besonders wenn sie kaum regelmäßige Einnahmen haben und sich um ihre Kinder kümmern müssen.

Ohne Personalausweis haben sie jedoch kaum Rechte: Bei willkürlichen Polizeikontrollen sind sie die ersten, die "etwas bezahlen" müssen, damit sie nicht aus dem Bus aussteigen müssen. Oder diejenigen, die kaum Zugang zu Krediten haben bzw. im Rahmen der Wahlen keine Stimme haben dürfen.

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen gibt es nun kostenlose Personalausweise für die Bevölkerung. Also haben die Mitarbeiterinnen von Saare Tabitha gemeinsam mit den Schülerinnen Ausweise beantragt. Vivianne Tassi Bela berichtet davon:

"Als junge Frau einen Personalausweis und damit eine Identität in einem Land zu erhalten, das kurz vor Präsidentschaftswahlen steht, darf mit einem Kreuzweg verglichen werden. Die jungen Frauen von Saare Tabitha mussten in Begleitung der Projektverantwortlichen vor Kurzem diese bittere Erfahrung machen.

Eine  schier endlose Schlange aus Männern, Frauen, Kindern steht täglich vor dem Kommissariat Marouas: Ältere Frauen mit ermüdetem Gesicht aufgrund der langen Strecke, die sie zu Fuß aus den Bergen Marouas zurückgelegt haben. Frauen, die ein durstiges Kleinkind am Rücken tragen. – Sie alle warten in der Hoffnung, so schnell wie möglich von den lokalen Behörden in Empfang genommen zu werden.

Einige liegen seit Tagen am Boden und wissen trotzdem, welches Glück es für sie ist, aufgrund eines Erlasses des Präsidenten einen kostenlosen Personalausweis zu bekommen. Sie sind sich dessen bewusst, dass sie damit die einzige Möglichkeit erhalten, in ihrem eigenen Land offiziell zu existieren, auch wenn dies sehr viel Geduld beansprucht.

"Es ist traurig, all diese Frauen seit zwei bis drei Tagen hier zu sehen … ", erklärt uns der Polizeichef von Maroua bei einem Treffen am 14. Juni 2011. Erst eine befristet kostenlose Ausgabe der Personalausweise hat es möglich gemacht, dass plötzlich so viele Frauen sichtbar werden konnten!

Wir als Verantwortliche von Saare Tabitha wissen, was so ein Beschluss für junge Frauen aus benachteiligten sozialen Schichten bedeutet, die sich sonst die Gebühren für den Erwerb eines so lebenswichtigen Dokuments nicht leisten könnten.

Es ist also eine Herausforderung und zugleich Notwendigkeit, dass mehr als 60 junge Frauen eine Identität in ihrem Land bekommen!"

Viviane Tassi Bela