Die GJW-Filmkritik im November

Battle of the Sexes:

Worum geht’s?

Im Jahr 1973 forderte der ehemalige Tennis-Champion Bobby Riggs die aktive Profispielerin und Frauenrechtsaktivistin Billie Jean King zu einem Duell der Geschlechter heraus. Der Film „Battle of the Sexes“, der vom selben Regie-Duo stammt wie „Little Miss Sunshine“, erzählt von den Hintergründen dieses legendären Tennis-Matches, von Bobby Riggs’ Spielsucht und familiären Problemen und Billie Jean Kings erster lesbischer Affäre, die sie insbesondere in einem Moment großer medialer Aufmerksamkeit vor große Herausforderungen stellte.

Das alles passiert ohne moralischen Zeigefinger und mit einer großen Portion Humor sowie einem herrlichen 70er Jahre Soundtrack. Wie schon „Little Miss Sunshine“, weiß auch „Battle of the Sexes“ ernste Themen auf leichte und beschwingte Weise zu vermitteln.

Für wen ist der Film?

„Battle of the Sexes“ ist generationenübergreifendes Unterhaltungskino, an dem sich im Grunde jeder Mensch ab etwa 10 Jahren erfreuen kann. Insbesondere die Figur des Bobby Riggs bietet große Komik, die - zum Teil durch Slapstick-Elemente - altersunabhängig amüsiert. Die Erzählung der Geschichte ist klassisch strukturiert, der Spannungsbogen führt souverän durch den Handlungsverlauf, und die Dynamik des Konzepts lässt keine Langeweile aufkommen.

Um was geht’s wirklich?

Ohne es zu wissen, haben Valerie Faris und Jonathan Dayton einen hochaktuellen Film zum Thema Sexismus gemacht. Was sie zu Beginn ihres Projekts noch nicht ahnen konnten, war, wie salonfähig sexistische Äußerungen in den USA wieder werden würden. Bobby Riggs inszenierte sich in den 70er Jahren medienwirksam selbst als Chauvinist und hatte damit nicht nur die Lacher, sondern auch die Geldgeber auf seiner Seite. Auf den ersten Blick schwer zu glauben, ist das von unserer Gegenwart gar nicht so weit entfernt. In den USA beispielsweise konnte ein Mann Witze darüber machen, dass er Frauen an die Genitalien greift, und dennoch Präsident werden. „Battle of the Sexes“ ist daher eine großartige Ausgangsbasis, um über Alltagssexismus im Hier und Heute, in unserer Gesellschaft und auch unseren Medien zu diskutieren. Wie zum Beispiel funktioniert Sportberichterstattung heute? Warum heißt Frauenfußball immer noch Frauenfußball und nicht einfach Fußball?

Gleichzeitig zeigt der Film durch seinen geteilten Fokus auf beide Kontrahent_innen, dass sexistische Denkstrukturen nicht nur Frauen, sondern auch Männern schaden. Denn im Grunde fällt Bobby Riggs seine eigene Inszenierung männlicher* Überlegenheit auf die Füße. Warum müssen denn Männer* eigentlich stärker sein?

Vor allem aber ist „Battle of the Sexes“ natürlich ein Film über die Gleichberechtigung und den Kampf der Frauen um eben jene. Billie Jean King gründet den Frauen-Tennis-Verband, um eine faire Bezahlung durchsetzen zu können, und ist in diesen Bemühungen immer wieder mit Männern* konfrontiert, die sie und ihre Professionalität in Frage stellen, oft gar belächeln. Wie schaut es denn bei uns mit Gleichberechtigung aus und auch mit einer gerechten Bezahlung? Was ist der Gender Pay Gap oder auch der Gender Care Gap und warum ist es so wichtig, dass diese Lücken geschlossen werden?

Diskussionswürdig ist abschließend auch die Frage, was das „Battle of the Sexes“ eigentlich gebracht, ob es den Kampf der Tennis-Frauen überhaupt unterstützt oder diesem vielleicht geschadet hat. Aber was ist die Alternative? Was führt denn wirklich zu mehr Gleichberechtigung?

Sophie Charlotte Rieger  

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