Kong – Skull Island

Die GJW-Filmkritik im März

Worum geht’s?

Die Rückkehr King Kongs auf die Kinoleinwände geschieht in einem 70er-Jahre-Setting: Der Vietnamkrieg ist gerade vorbei und die US-Soldaten werden von der Front in Übersee in die Heimat zurückberufen. Doch bevor es für Colonel Preston Packard (Samuel L. Jackson) so weit ist, soll er mit seiner Mannschaft noch die Forschungsexpedition amerikanischer Wissenschaftler auf eine mysteriöse Insel begleiten. Mit von der Partie ist auch ein britischer Abenteurer namens James (Tom Hiddleston) und die selbsternannte „Antikriegs-Fotografin“ Mason (Brie Larson). Auf alle erdenklichen Gefahren eingestellt, haben die Ausflügler_innen jedoch nicht mit dem gerechnet, was sie vorfinden: Die Insel ist von exorbitant großen Tieren bevölkert, Spinnen mit meterlangen Beinen und Kraken mit gigantischen Tentakeln und natürlich dem riesigen titelgebenden Gorilla Kong. Während letzterer zunächst als Bedrohung erscheint, müssen die Abenteurer_innen bald erkennen, dass sie diese Insel nur mit seiner Hilfe lebend verlassen können. 

Für wen ist der Film?

„Kong – Skull Island“ ist ein Monster-Action-Film für Fans des effektreichen Blockbusterkinos, denen die Spannungskurve wichtiger ist als die Komplexität der Charaktere. Von der FSK ab 12 frei gegeben, eignet sich dieses Kinoerlebnis in jedem Fall erst für Teenager. Da Mädchen hier deutlich weniger Identifikationsfläche geboten wird, dafür aber der Helden- und Männlichkeitsdiskurs umso vordergründiger sind, spricht „Kong – Skull Island“ eher ein Jungenpublikum an. 

Worum geht’s wirklich?

„Kong – Skull Island“ nimmt das Thema Krieg kritisch in den Blick. Der Vietnam-Krieg ist als Hintergrund nicht zufällig gewählt, sondern fungiert als Hinweis auf die metaphorische Auseinandersetzung auf der Insel. Die amerikanischen Forscher und Soldaten dringen in ein fremdes Territorium ein und mischen sich in einen bestehenden Konflikt, nämlich jenen zwischen dem Gorilla Kong und einem anderen, ausschließlich aggressiven Monster und dessen Artgenossen. Wo zuvor so etwas wie ein Kräftegleichgewicht herrschte, dass zwar regelmäßige Auseinandersetzungen beinhaltete, aber doch das Überleben der verschiedenen Tierarten sowie eines indigenen Stammes sicherte, droht nun der Sieg des Bösen. So kann „Kong – Skull Island“ also auch als Kritik der US-Außenpolitik gelesen werden, der Invasion fremder Krisenherde und die darin resultierende Eskalation. In Zusammenhang mit der Antikriegshaltung bemüht sich Kong um moralische Grauzonen. Manchmal findet man einen Feind erst, wenn man ihn sucht - diese im Film artikulierte Weisheit stellt die Legitimität des Angriffskriegs in Frage. Kong wird von den Soldaten als Aggressor wahrgenommen, verteidigt sich aber im Grunde nur gegen die unbekannten Angreifer. Während Kong durch diese Figurenzeichnung menschlich wirkt, entwickelt Colonel Packard immer animalischere, also irrationalere Züge. Nicht nur die Frage, wodurch sich Gut und Böse unterscheiden, steht damit zur Diskussion, sondern auch die unterschiedliche Wertigkeit von menschlichem und tierischem Leben. Leider aber ist „Kong – Skull Island“ am Ende des Tages eben doch ein sehr brutaler Film, in dem Konflikte ausschließlich durch Gewalt gelöst werden. Genau an dieser Stelle aber liegt auch der Ansatzpunkte für mögliche Diskussionen: Gibt es einen gerechten Krieg? Ist Gewalt immer zu verurteilen oder manchmal notwendig, um den Frieden zu wahren? Darüberhinaus wird durch die Gegenüberstellung von Kong und dem unspezifischen Monster auch Gut und Böse ohne jede Graustufe gegenüber gestellt. Das Monster erhält im Gegensatz zum Gorilla keine Handlungsmotivation für seine Aggressivität. Sind Gut und Böse am Ende also doch so klar unterscheidbar? Kong selbst wird mehrfach mit einem Gott verglichen. Aber worin besteht eigentlich seine Göttlichkeit, und welches Gottesverständnis liegt dem zu Grunde?

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Sophie Charlotte Rieger